Der Landtag ergraut

MAINZ. Der Landtag ergraut, das Bildungsniveau steigt, und der Frauenanteil wächst langsam: Die gesellschaftliche Entwicklung geht auch an der Volksvertretung nicht spurlos vorüber.

"Das Parlament ist mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer." Dieser alte Spruch von Spöttern trifft auf den rheinland-pfälzischen Landtag immer weniger zu. Stellten die Pädagogen in den 70-er und 80-er Jahren noch fast jeden vierten Abgeordneten, ist ihr Anteil inzwischen kontinuierlich um fast zehn auf knapp 16 Prozent gesunken, wie ein neues Datenhandbuch zur Geschichte des Landtags ausweist. Während inzwischen vier von fünf Mandatsinhabern aus Dienstleitungsberufen kommen, sind Bauern, Winzer und Gärtner ebenso wie die Handwerker auf stetigem Rückzug. Der zunehmenden Alterung der Gesellschaft eilt der Landtag indes schon voraus. Zählte der Abgeordnete in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg im Durchschnitt zu Beginn der Wahlperiode noch 51 Jahre, sank dieser Wert bis Mitte der Siebziger auf 45 Jahre. Jeder zweite Abgeordnete hat studiert

Doch seit 1975 klettert das Durchschnittsalter wieder langsam, aber stetig und lag zu Beginn der laufenden Wahlperiode 2001 bei knapp 49 Jahren. Die älteste Fraktion stellt die SPD mit durchschnittlich mehr als 50 Lenzen. Selbst die Grünen sind mit im Schnitt 42 Jahren merklich ergraut. Erheblich verändert hat sich auch das Bildungsniveau der Parlamentarier. In der ersten Wahlperiode von 1947 bis 1951 hatte noch jeder zweite einen Volks- und Hauptschulabschluss, nur knapp 30 Prozent waren Akademiker. Inzwischen haben zwei von dreien das Abitur. Jeder zweite hat studiert, bei den sechs Grünen-Abgeordneten sogar 100 Prozent. Die Frauen sind trotz gestiegenen Anteils immer noch stark unterrepräsentiert. Ihr Anteil wuchs von knapp sechs Prozent in nahezu 50 Jahren auf gerade mal 29 Prozent. Nur bei den Grünen sitzt auf jedem zweiten Stuhl eine Frau. Bei den Liberalen ist nur einer von sieben Sitzen weiblich besetzt. Doch auch dies ist bereits eine Steigerung. Noch in der vorletzten Wahlperiode musste die Rolle des frauenpolitischen Sprechers bei der FDP-Fraktion mangels Frau ein Mann übernehmen. Markus Schäfer, Datenhandbuch zur Geschichte des Landtags Rheinland-Pfalz, v.Hase&Koehler, Mainz.

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