Wahlen Muss Malu Dreyer die Bundes-SPD retten?

Trier/Mainz/Berlin · Der Name der Triererin fällt immer wieder, wenn es um den Bundesvorsitz geht. Doch die Regierungschefin verfolgt andere Pläne.

 Immer mal wieder für Berlin im Gespräch: Malu Dreyer Anfang 2018 in der Hauptstadt während der Verhandlungen über die große Koalition.   Foto: dpa

Immer mal wieder für Berlin im Gespräch: Malu Dreyer Anfang 2018 in der Hauptstadt während der Verhandlungen über die große Koalition. Foto: dpa

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Der Chefposten in der Bundes-SPD gleicht dem Trainerjob beim Hamburger SV. Wer das Amt übernimmt, gilt schnell als Heilsbringer. Bleibt der Erfolg aus, setzt es Ärger und das rasche Aus. Ähnlich könnte es Andrea Nahles gehen, die nach dem desaströsen Europawahlergebnis der SPD auf der Kippe steht. Der Trierer Parteienforscher Uwe Jun warnt jedoch: „Bevor die SPD Andrea Nahles ablöst, sollte sie erst mal eine Person finden, die wählerwirksam und zukunftsgewandt zugleich ist.“ Findet sich diese Person etwa in Rheinland-Pfalz? Ein Name, der bei einer möglichen Rettung der SPD immer wieder fällt, lautet Malu Dreyer.

Kein Wunder: Die Ministerpräsidentin hat 2016 die Landtagswahl gegen die CDU spektakulär gewonnen, genießt hohe Beliebtheitswerte, bindet grüne Wähler in Scharen an sich. „Würde sie tatsächlich bereit sein, die SPD anzuführen, hätte sie in der Partei sicherlich nicht wenige Unterstützer“, schätzt Jun.

Bislang hat die Triererin einem Berlin-Wechsel eine klare Absage erteilt. Das Nein bekräftigt Dreyer auf TV-Anfrage erneut. „Ich will meine Kraft darauf verwenden, deutlich zu machen, wofür die SPD steht: für eine Gesellschaft, die zusammensteht und die sozial und ökologisch nachhaltig ist.“ Rheinland-Pfalz zeige das seit vielen Jahren. „Wir werden das konsequent weiter betreiben, deswegen will ich unser Land als Ministerpräsidentin weiter gestalten“, sagt die 58-Jährige.

Kenner der rheinland-pfälzischen Regierungschefin sagen, Dreyer habe schon Anfragen aus SPD-Reihen für das höchste Amt gehabt, bleibe aber konsequent. Ein Beobachter sagt: „Malu Dreyer weiß, worauf sie sich in Berlin bei der SPD einlassen würde. Das ist ein Haifischbecken. Personell und inhaltlich müsste sie eine Herkulesaufgabe bewältigen.“

Der Trierer Parteienforscher Uwe Jun kann sich einen schnellen Wechsel ohnehin nicht vorstellen, da in diesem Jahr noch Brandenburg, Sachsen und Thüringen wählen. „Kein Zuckerschlecken für die SPD“, weiß Jun – selbst wenn die Bundeschefin Malu Dreyer hieße. Die Ministerpräsidentin – kein Fan von Personaldebatten – fordert Geschlossenheit. „Jetzt über Personal zu spekulieren, bringt uns in den wichtigen Fragen nicht weiter.“

Die Triererin verfolgt ohnehin andere Pläne. Dreyer will bei der kommenden Landtagswahl antreten und gewinnen. Ein schweres Unterfangen: Bei den Kommunalwahlen büßten die Genossen massiv Stimmen ein, in Städten wie Trier, Koblenz und Mainz rauschten die Grünen an ihnen vorbei. Jun sagt: „In Rheinland-Pfalz braucht die SPD 2021 Malu Dreyer, um mit Hilfe ihrer Popularität die Wahl für sich entscheiden zu können.“ Dreyer sei das „Zentrum der rheinland-pfälzischen SPD“, sagt Alexander Schweitzer, Fraktionschef im Mainzer Landtag. Er findet: „Die Rolle von Malu Dreyer ist schon jetzt sehr, sehr stark. Sie ist eine angesehene Ministerpräsidentin und regiert unangefochten in Rheinland-Pfalz. So kann, soll und wird es bleiben.“

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