Der Ring soll für alle zugänglich bleiben

Es ist kein Durchbruch, allenfalls so etwas wie ein neuer Anfang: Landesregierung und der ehrenamtliche Verein Ja zum Nürburgring wollen weiter dafür kämpfen, dass der Eifelkurs "für alle zugänglich und bezahlbar bleibt".

Nürburg/Brüssel/Mainz. Nach einer längeren Unterredung mit hochrangigen Fachleuten bei der EU-Wettbewerbsbehörde in Brüssel haben die rheinland-pfälzische Landesregierung und der Verein Ja zum Nürburgring gemeinsam betont, dass der Betrieb der legendären Nürburgring-Rennstrecke als "Sportstätte insbesondere für den Breitensport" unverzichtbar ist, wenn die strukturschwache Eifel nicht "einen wesentlichen Anziehungspunkt" verlieren soll.
Einig sind sich beide Seiten auch, dass die "allgemeine Nutzung" des Nürburgrings geschützt werden müsse.
Das Gespräch mit Wouter Pieké, einem hochrangigen EU-Beamten in der Wettbewerbsbehörde, dauerte - wie geplant - eineinhalb Stunden. "Ich habe mich über die offene, verständnisvolle Atmosphäre gefreut", sagte Clemens Hoch, der Vize-chef der Mainzer Staatskanzlei, nach dem Gespräch.

Landesregierung, Verein, aber auch Vertreter der Region und des Betriebsrats am Nürburgring wollen im Dialog bleiben. "Das Land hat uns zugesagt, dass wir bei den weiteren Verhandlungen mit der EU einbezogen werden", erklärte Otto Flimm, der Vorsitzende von Ja zum Nürburgring. Offenbar steht die Tür einen Spaltbreit offen, um eine Privilegierung der Rennstrecke zu erreichen. Damit könnte sie unter Umständen aus dem Verkaufsprozess herausgenommen werden. Wie schmal oder wie breit dieser Spalt ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Nach den Gesprächen haben alle Seiten Vertraulichkeit vereinbart.
ADAC-Ehrenpräsident Otto Flimm gab sich jedenfalls kämpferisch. "Die Insolvenzverwalter müssen jetzt die Ausschreibung der Rennstrecke aussetzen", forderte er. Seiner Ansicht nach wurden ohnehin bereits zu viele "Pflöcke in Brüssel eingeschlagen", die einer Privilegierung der Strecke entgegenwirken. "Es gibt keinen Grund, nun nicht eine Entscheidung der EU-Kommission abzuwarten, zumal der Prozess offen ist", meinte Flimm.
Die Ring-Sanierer Thomas B. Schmidt und Jens Lieser hatten bislang stets betont, dass sie den gesamten Nürburgring verkaufen wollen - möglicherweise in verschiedene Teilbereiche (Cluster) aufgeteilt. Eine Verzögerung des Veräußerungsprozesses, so argumentieren sie, könnte aufgrund des EU-Beihilfeverfahrens eine Stilllegung von Rennstrecke und Freizeitpark nach sich ziehen. Flimm indes bezweifelt das. Für ihn ist der Verkauf der Rennstrecken alles andere als zwingend.
Der heikle Punkt


Es war kaum zu erwarten, dass es bei dem Gespräch in Brüssel bereits belastbare Ergebnisse geben würde. Ein heikler Punkt dürfte sein, ob das Land bereit ist, eine Rolle bei der künftigen Struktur des Nürburgrings zu spielen. Der Eifeler CDU-Abgeordnete Michael Billen ist nicht der Einzige, der einen Kauf der Rennstrecke vom Land fordert. Dazu ist aus der Regierungszentrale nicht viel zu hören. Politisch dürfte es allerdings nicht ganz leicht sein, Mehrheiten für neue, millionenschwere Investitionen am Nürburgring zu erhalten.
Ein solches Vorhaben ist wohl nur im Schulterschluss aller Fraktionen denkbar. Bislang gibt es dafür allerdings keine Anzeichen. Diskutiert werden verschiedene Modelle. Priorität hat eine Privilegierung der Rennstrecke, also eine Herausnahme aus dem Beihilfeverfahren. Die Möglichkeit, die insolvente Nürburgring GmbH auf das Kerngeschäft schrumpfen zu lassen und damit neu aufzustellen, dürfte indes EU-rechtlich problematisch sein. An die alte Besitzgesellschaft werden sich möglicherweise millionenschwere Rückforderungen im Beihilfeverfahren richten. Aus Sicht der EU hat sie illegale staatliche Subventionen erhalten.
Anstelle oder ergänzend zur Privilegierung ist ein "Nürburgringschutzgesetz" (auch als politisches Signal) in Arbeit, das einen öffentlichen Zugang zu bezahlbaren Preisen vorsieht. Ein künftiger Besitzer wäre daran gebunden. Erörtert wird zudem der Weg, den Ring auszuschreiben, dann aber im Laufe der Vergabe Bedingungen zu formulieren. Mit anderen Worten: Ein potenzieller Käufer bekäme Auflagen gemacht. Diese könnten ein öffentlicher Zugang für die Rennstrecke, bestimmte Veranstaltungsformate und bezahlbare Preise für den Breitensport sein.
Für Land und Verein, ziehen sie denn weiter an einem Strang, dürfte es am schwierigsten sein, die EU-Kommission vom Verkaufsprozess für den gesamten Ring abzubringen. Das ist ein dickes Brett, da in Brüssel niemand einen Präzedenzfall schaffen will, auf den sich andere berufen können. Aber offenbar versucht man in Rheinland-Pfalz jetzt, genau dieses Brett zu durchbohren.

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