Der Schul-Tüv kommt

MAINZ. Die Unterrichtsqualität der rheinland-pfälzischen Schulen kommt auf den Prüfstand: Nach den Sommerferien startet der Schul-Tüv der neuen Agentur für Qualitätssicherung (AQS) mit seinen Inspektionsteams seine erste Bewertungsrunde an 51 Schulen. Innerhalb von drei Jahren sollen alle 1600 Schulen unter die Lupe genommen werden.

Schulen haben in den letzten Jahren mehr Selbstständigkeit erhalten, gleichzeitig wurden ihnen allerdings auch verbindliche Bildungsstandards und Qualitätsanforderungen aufgetragen. Unabhängig von der herkömmlichen Schulaufsicht werden ab Herbst Mitarbeiter der neuen Qualitätsagentur begutachten, wie die Schulen ihren Aufgaben gerecht werden. Durch Schulleistungsdaten, Unterrichtsbesuche und Gespräche mit Lehrern, Eltern und Schülern sollen sich die Inspektoren vor allem ein Bild von Unterrichtsqualität und Schulergebnissen verschaffen. Die Schulen sollen laut Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) durch die Bewertung ihre Potenziale, Stärken und Schwächen besser erkennen und sich weiterentwickeln können. Sie setzt darauf, dass Leistungstest wie Pisa, Markus oder Vera auf diesem Weg ergänzt werden. Den Schulen wird der Besuch der Inspektoren drei Monate im Voraus mitgeteilt, um in dieser Zeit bereits wichtige Daten zur Schule und ihrem Umfeld auszuwerten. Nach ihrem Besuch vor Ort erstellen die Inspektoren ihren Bewertungsbericht, zu dem auch die Schule ihre Stellungsnahme abgibt. Ärger um die Besetzung der 25-köpfigen Qualitätsagentur, bei der sich die Personalräte nicht angemessen eingebunden fühlten, verzögerte die Arbeit des Schul-Tüv um mehrere Monate. Ursprünglich hatten die Mitarbeiter, die teilweise aus dem Ministerium oder der Schulaufsicht kommen, bereits vor den Sommerferien die ersten Pilot-Schulen besuchen sollen. Bei Lehrerverbänden gibt es zudem "gewisse Vorbehalte" gegen die Qualitätsagentur. "Wir wissen nicht, ob sie uns nur mehr Verwaltungsaufwand beschert oder ob sich die Ergebnisse der Bewertung auch tatsächlich positiv in der Qualitätsentwicklung niederschlagen werden", sagt Hjalmar Brandt vom Verband Bildung und Erziehung. Reine Sanktionsinstrumente gebe es bereits genug. Eine Portion Skepsis herrscht auch bei der CDU-Opposition, die bezweifelt, dass 1600 Schulen in drei Jahren bewertet werden können, ohne dass sie "im Schweinsgalopp heimgesucht werden". Aus Ahnens Sicht tragen die Einwände nicht. Qualitätsagenturen, die auch in anderen Bundesländern eingerichtet werden, sind für sie ein wichtiger Baustein der Qualitätssicherung. Nach der ersten Bewertungsrunde sollen später im Fünf-Jahres-Rhythmus alle Schulen erneut begutachtet werden.

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