Der Student, das bekannte Wesen

TRIER. Ein Jahr lang haben Studenten der Fremdenverkehrsgeografie geforscht, befragt und analysiert. Nun liegt auf 153 Seiten die erste Studie vor, die umfassend Auskunft darüber gibt, was Trierer Studenten tun, wenn sie nicht studieren. Die Erkenntnisse sind stellenweise durchaus überraschend.

Von ein paar lieb gewonnenen Vorurteilen wird man sich verabschieden müssen. Zum Beispiel vom "DiMiDo-Studenten", der zwar eine Bude in Trier unterhält, sich aber bevorzugt in seiner Heimatgemeinde tummelt. Dieses Phantom der 70er- und 80er-Jahre hat sich verflüchtigt: Fast 70 Prozent der Trierer Studis fahren allenfalls im Monatsrhythmus nach Hause. Auch der bettelarme Studiosus, der sich mangels Finanzkraft nicht vor die Tür traut, ist kein Massenphänomen mehr: Drei Viertel der Studierenden verfügen über mehr als 50 Euro "Verplempergeld" für die Freizeitgestaltung, viele können mehr als 100 Euro monatlich in Vergnügungen investieren.Enorme Fleißarbeit mit repräsentativem Ergebnis

Diese Erkenntnisse verdanken sich einer enormen Fleißarbeit von 29 angehenden Fremdenverkehrsgeografen, die unter Leitung ihres Dozenten Frank Schaal 1400 Kommilitonen von Uni und Fachhochschule befragt und dabei hoch interessante Ergebnisse mit dem Anspruch wissenschaftlicher Repräsentativität zu Tage gefördert haben. Dass bei der studentischen Freizeitgestaltung das Thema "Freunde treffen" ganz oben steht, kann dabei ebenso wenig überraschen wie die weiteren "Treppchen-Plätze" für Sport und Kneipe/Disco/Party. Schon das Kino ist deutlich abgeschlagen, aber immer noch um Welten begehrter als der Besuch von Museen und Sehenswürdigkeiten. Geradezu niederschmetternd die Erkenntnis, dass 84 Prozent der Studierenden noch nie (!) im Theater oder beim Konzert waren. Deutschlands künftige Elite, eine Ansammlung von Banausen? Die Autoren der Studie vermuten eher "mangelnde Vermarktung" und "fehlendes Angebot" als Ursache für die schwache Akzeptanz. Spannend ist das "Ranking" der beliebtesten Lokalitäten. Da rangiert das "Forum" im Ex-Franzosenkino weit vorn, vor Szenekneipen wie "Luke" und "Zapotex". Im Mittelfeld Klassiker wie "Astarix" und das Exhaus, unter "ferner liefen" überraschend das "Palais". Aber das wird immerhin noch erwähnt, anders als die Tufa, die Trierer Politiker stets unverdrossen als Beleg für eine studentenfreundliche Stadt anführen. Mit einem darf Trier zufrieden sein: Die Zeiten, da sich die Studiosi hier am A... der Welt fühlten, sind vorbei. Zwei Drittel konnten auf die Frage, was ihnen hier zu Lande an Freizeitangeboten fehle, nichts auflisten. Eine beachtliche Minderheit machte sich für bessere Ausgehmöglichkeiten, sprich Klubs und Kneipen stark - da scheint der Markt noch nicht ausgereizt. Das meiste Potenzial steckt aber noch in der Region rund um Trier. Selbst langjährig Studierende, bekennt Mit-Autorin Ewa Busch, müssten bei der Frage nach attraktiven Ausflugszielen im Umland oft passen. Mal fehlt es am Bekanntheitsgrad, mal an den nötigen Verkehrsverbindungen. Das Besucherbergwerk Fell etwa sei mit dem - für Studenten kostenlosen - ÖPNV "schwerer zu erreichen als London über den Flughafen Hahn" - so bringt es Jennifer Sonnendecker von der Projektgruppe auf den Punkt.Saarburg und Bernkastel als Ausflugsziele vorn

Die großen Städte im weiteren Umfeld wie Luxemburg, Koblenz, Saarbrücken gehören durchaus zum üblichen Ausflugs-Programm - Prüm, Daun oder Wittlich eher nicht. Dass es auch anders geht, beweisen Saarburg und Bernkastel, wo viele der Befragten bereits zu einer Spitztour waren. Damit andere lohnenswerte Ziele der Region stärker ins Blickfeld gerückt werden, hat die Projektgruppe mit Unterstützung der Initiative Region Trier (IRT) einen aufwändigen "Reiseführer" durchs Trierer Land von Studenten für Studenten herausgebracht (der TV berichtete). Auch für Einheimische lohnt sich ein Blick in die Gratis-Broschüre unter dem Titel "regisTRIERt?", die dank Kooperation mit der FH über einen gut verlinkten Internet-Auftritt verfügt. Die Homepage ist nach dem "Wappentier" der Projektgruppe benannt und heißt www.treule.de. Sie enthält auch den allen Regional- und Stadtplanern zur Lektüre empfohlenen Projektbericht.

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