Der Sturm nach der Ruhe

TRIER. Erneut bleiben heute wieder zahlreiche Arztpraxen geschlossen: Ärzteverbände haben zu einem nationalen Protesttag gegen die Gesundheitsreform aufgerufen.

Als Anfang Juli die Eckpunkte zur geplanten Gesundheitsreform vorgelegt wurden, hagelte es bereits massenweise Protest an dem ehrgeizigen Reformwerk. Nur die Ärzte blieben ruhig, obwohl sie noch Wochen zuvor aus Protest gegen die Gesundheitspolitik auf die Straße gegangen waren. Die Ruhe der niedergelassenen Ärzte hatte ihren Grund: Immerhin stand in den Eckpunkten, dass das ärztliche Vergütungssystem entbürokratisiert und vereinfacht werden sollte. Die Ärzte sollten für ihre Leistungen in Euro und Cent und nicht mehr nach einem komplizierten Punktesystem honoriert werden. "Das hat sich in den Eckpunkten alles gut gelesen, aber davon ist im nun vorliegenden Gesetzentwurf nichts mehr übrig geblieben", sagt der Trierer Arzt Martin Dieudonné vom Ärztenetzwerk Medi. Daher rufen die niedergelassenen Mediziner heute erneut zum nationalen Protesttag auf. Weit über die Hälfte der Hausarzt- und Facharzt-Praxen in der Region werden daher geschlossen bleiben. Allerdings werden gerade mal 15 Ärzte aus der Region an einer Demonstration in Berlin teilnehmen, zu der mehrere tausend Mediziner erwartet werden.Mediziner befürchten noch mehr Bürokratie

In Kaiserslautern soll es eine Kundgebung der rheinland-pfälzischen Ärzte geben. Genau wie in früheren Protesten fordern die Mediziner eine leistungsgerechtere Vergütung. Denn statt der Einzel-Honorierung von Leistungen soll es weiter Pauschalen geben, deren Höhe unter anderem von der Wirtschaftskraft der jeweiligen Bundesländer abhängig sein soll. "Das führt zu noch mehr Bürokratie und noch weniger Geld für die Ärzte", sagt Carl-Heinz Müller, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz. Die KV unterstützt den Protest, immerhin geht es um die Zukunft der ärztlichen Selbstverwaltung. Sie soll künftig nur noch für Qualitätssicherung zuständig sein, Honorare und Verträge sollen direkt zwischen Ärzten und Kassen ausgehandelt werden. "Die flächendeckende ambulante Versorgung wäre damit am Ende", sagt Müller. Daher wollen die Ärzte ihre Proteste fortführen, "so lange, bis die Politik erkannt hat, dass wir besser honoriert werden müssen", kündigt Dieudonné an.

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