Der Taler soll Millionen bringen

Trotz eines zunehmenden Defizits sind die Verantwortlichen des Flughafens Hahn optimistisch. Die Zahl der Passagiere soll in den nächsten Jahren von derzeit vier auf dann sieben Millionen steigen - obwohl die irische Fluggesellschaft Ryanair drastische Strecken-Streichungen angekündigt hat.

 Will mit dem Hahn-Taler das Defizit reduzieren: Hahn-Geschäftsführer Uwe Klettenheimer. TV-Foto: Bernd Wientjes

Will mit dem Hahn-Taler das Defizit reduzieren: Hahn-Geschäftsführer Uwe Klettenheimer. TV-Foto: Bernd Wientjes

Lautzenhausen. Hahn-Geschäftsführer Uwe Klettenheimer hat es schwer, die Journalisten davon zu überzeugen, worin die von ihm immer wieder betonte Innovation des Hahn-Talers, eines grün-blauen Tickets, liegen soll. Der Taler steht für eine Gebühr, die jeder Passagier ab April für einen Flug ab Hahn bezahlen soll. Auch der Mehrwert - pro Gutschein erhalten die Passagiere zehn Prozent Rabatt beim Einkauf oder Essen im Terminal - erschließt sich den Anwesenden nicht direkt. Und vor allem bleibt zunächst unklar, wie mit der zusätzlichen Gebühr das immer größer werdende Defizit beseitigt werden kann. Sechs Millionen Euro will die Gesellschaft mit der Terminal-Maut einnehmen. "Zukunftsbeitrag" nennt Klettenheimer die Abgabe.

Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Hendrik Hering (SPD) hält sich mit der Bewertung des Hahn-Talers zurück. Zunächst einmal müsse das Modell von der zuständigen Luftfahrtbehörde genehmigt werden. Das Land hält genau wie Hessen 17,5 Prozent am Flughafen Hahn. Die restlichen Anteile gehören der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport. Bei einem Defizit, das in diesem Jahr noch weit über dem Fehlbetrag von fast 15 Millionen aus dem vergangenen Jahr liegen wird, scheinen sechs Millionen Euro mehr auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein.

"Wir wollen die Erfolgsgeschichte vom Hahn weiterschreiben", verkündet Klettenheimer der staunenden Presse und kündigt gleichzeitig neue Investitionen an. Für zwölf Millionen Euro soll bis 2011 die bestehende Abflughalle erweitert werden — für erwartete sieben Millionen Passagiere. "Wir machen den Hahn zukunftsfähig", sagt der Geschäftsführer. Woher die sieben Millionen Passagiere — in diesem Jahr sind es vier Millionen — kommen, lässt er offen. Man sei in Verhandlungen mit weiteren Fluggesellschaften, die vom Hahn aus fliegen — eine Antwort, die seit Jahren standardmäßig von den Flughafen-Verantwortlichen kommt. Doch weitere große Gesellschaften haben trotz der Ankündigungen nie den Weg in den Hunsrück gefunden. Und kleinere Anbieter sind meist schnell wieder von der Bildfläche verschwunden. So halten sich derzeit hartnäckig Gerüchte, dass die "Vladivostok Avia" ihre Moskau-Flüge vom Hahn einstellen wird — eine Bestätigung dafür gibt es nicht, aber Buchungen für nächstes Jahr sind nicht mehr möglich. Und wenn Ryanair seine Drohung wahr macht, bis zu 50 Prozent der Strecken vom Hahn zu streichen, stellt sich die Frage, woher Klettenheimer seinen Optimismus nimmt. Es gilt als sicher, dass die Verbindungen nach Berlin, Oslo, Prag, Lübeck und Klagenfurt wegfallen werden.

Hering spricht von langfristig angelegter Strategie



Der Trend bei den Passagierzahlen werde wieder nach oben gehen, sagt Klettenheimer. Vielleicht denkt er dabei an die Militärtransporte, die im Auftrag der USA über den Hahn Richtung Irak und Afghanistan abgewickelt werden. Insidern zufolge verdient der Flughafen mit den rund 100 Transporten im Monat einen zweistelligen Millionen-Betrag. Doch es könnte sein, dass diese Einnahmequelle auch bald versiegt, wenn zum Beispiel die Amerikaner aus dem Irak abziehen werden. Weniger Passagiere bedeuten weniger Einnahmen und einen weniger attraktiven Standort. Was die Arbeit der neuen Entwicklungsgesellschaft, die brach liegende Gründstücke vermarkten soll, auch nicht gerade einfacher machen dürfte. Bislang hieß es, dass der Hahn bis 2010 Gewinn machen müsse. Davon scheint man abgerückt zu sein. Die Vorgabe sei, bis dann "signifikant aus dem Tal" heraus zu sein. Hering steht hinter den Investitionen und spricht von einer "langfristig angelegten Strategie" und einem "wichtigen Signal für die Weiterentwicklung des Hahn".

Meinung

Absturz unvermeidbar

Der Flughafen Hahn ist nicht mehr zu retten. Er befindet sich seit Jahren im freien Fall, der Absturz ist unvermeidbar. Das, was die Flughafen-Verantwortlichen gestern der Öffentlichkeit präsentiert haben, ist ein Zeugnis von Hilf- und Planlosigkeit. Die Einführung der in Deutschland einmaligen Gebühr für die Nutzung der Abflughalle zeigt, dass es keinerlei Konzepte gibt, wie man das ehemalige Prestige-Projekt wieder zum Durchstarten bringen kann. Man investiert zwölf Millionen Euro — obwohl klar ist, dass die Einnahmen weiter zurückgehen, man auf den Kosten sitzen bleibt und das Minus weiter wächst. Es war von Anfang an klar, dass man sich nicht nur von einer Fluggesellschaft abhängig machen kann. Ryanair ist es völlig egal, von wo aus sie ihre Flüge startet — Hauptsache, die Gebühren sind niedrig. Das Land ist den Iren auf den Leim gegangen. Aus den groß angekündigten gemeinsamen Investitionen ist nie etwas geworden, auch am überdimensionierten Umbau des Terminals beteiligen sie sich nicht. Statt die Konzeptlosigkeit der Flughafen-Manager zu unterstützen, sollte das Land schleunigst die Reißleine ziehen und das Projekt "Flughafen Hahn" beerdigen. b.wientjes@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort