Der Ton wird härter

NEUENDORF. Nach dem schweren Gefahrstoffunfall auf der Bundesstraße 51 bei Neuendorf (Kreis Bitburg-Prüm) jagt eine Hiobsbotschaft die andere. Neue Sorge: Das Insektizid Dimethoat könnte nun auch die Mosel verseuchen.

 Baken, Bagger, Baufahrzeuge: An der Unfallstelle bei Neuendorf wird zurzeit fieberhaft gearbeitet. In den Dörfern kocht derweil die Stimmung hoch.Foto: Fritz-Peter Linden

Baken, Bagger, Baufahrzeuge: An der Unfallstelle bei Neuendorf wird zurzeit fieberhaft gearbeitet. In den Dörfern kocht derweil die Stimmung hoch.Foto: Fritz-Peter Linden

Bis amDonnerstagmittag war es schon fast Standard: Die Fachbehördenwarnten via Pressemitteilung die Bürger mit Nachdruck davor, keinWasser aus dem Reutherbach und aus der Prüm zu entnehmen,außerdem kein Vieh aus den Flüssen saufen und schon gar nichtKinder dort spielen zu lassen. Seit dem Nachmittag stellt sichdie Lage nun noch dramatischer dar. Die Warnung wurde ausgedehntauf die Sauer, denn sogar die Einmündung in die Mosel zwischenMinden und Wasserbilligerbrück ist inzwischen betroffen. Behörden feilen - Wehrleute klagen

Dass durch die Kontamination des Grenzflusses Sauer nun auch die luxemburgischen Behörden Alarm schlagen, lässt erahnen, welch gigantischer Behördenapparat inzwischen auf den Plan gerufen ist: Nicht nur Verbandsgemeinde Prüm, Kreisverwaltung Bitburg-Prüm, der Landesbetrieb Straßen und Verkehr Gerolstein und die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Trier feilen eifrig an einem tragfähigen Sanierungskonzept; auch im luxemburgischen Innenministerium ist man hellhörig geworden.

Vor Ort wächst indes die Sorge der Bürger. In Neuendorf und Olzheim, wo auf der unfallträchtigen B 51-Transitstrecke Martinshorn und Blaulicht zu vertrauten Begleitern geworden sind, glauben die Leute nicht mehr, dass die Lage so ungefährlich ist, wie sie die Behörden kurz nach dem Störfall beschrieben haben. Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte machen sich zwischenzeitlich ernsthaft Sorgen um ihre Gesundheit. Die kleine Olzheimer Wehr fordert zudem mit Nachdruck eine bessere Ausstattung, nur vier Atemschutzgeräte seien bei der Fülle und der Schwere der Unfälle direkt vor der Haustür zu wenig, erklärte am Donnerstag Ortsbürgermeister Christian Ganser.

Ausgesprochen sauerreagierten der Bürgermeister und zwei Feuerwehrleute der Gemeinde außerdem auf die Einrichtung eines Zwischenlagers für ausgebaggertes Erdreich und den Gefahrenstoff Dimethoat direkt am Ortseingang. Dort hatten die Behörden am Mittwochabend kurzerhand einen Mitfahrerparkplatz zu diesem Zweck umfunktioniert. Feuerwehrmann Peter Hoffmann, direkter Anlieger: "Ich habe ein kleines Kind zu Hause. Ich weiß nicht, ob wir es draußen spielen lassen dürfen." Während er und sein Feuerwehrkamerad Erich Otten gestern schon über eine Demonstration nachdachten und die SGD zwei Stunden später versprach, einen neuen Standort für das Zwischenlager zu suchen, forderte Bürgermeister Ganser klipp und klar: "Das Zeug muss auf die Schiene!"

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