Der Traum vom Karl-Marx- Flughafen - Hahn-Interessent will chinesischen Partner mit der Nähe zu Trier begeistern

Trier/Hahn/Bad Schwalbach · Heißt der Hahn bald Karl-Marx-Flughafen? Siegfried Englert denkt darüber nach. Der Gesellschafter der Firma ADC bekundet Interesse am Hunsrück-Airport. Alleine der Philosoph rettet den Hahn aber nicht.

Der Traum vom Karl-Marx- Flughafen - Hahn-Interessent will chinesischen Partner mit der Nähe zu Trier begeistern
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Trier/Hahn/Bad Schwalbach. Im Jahr 2018 feiert Trier den 200. Geburtstag von Karl Marx. Siegfried Englert geht fest davon aus, dass das Fest viele Chinesen an die Mosel locken wird. "Der Geburtstag ist für sie so wichtig wie Mekka für die Moslems." Geht es nach Englert, sollen die meisten Chinesen in zwei Jahren am Flughafen Hahn landen - und dann die gut 70 Kilometer bis nach Trier weiterfahren.

Mit dem Argument will er auch eine Fluggesellschaft in Fernost begeistern, sich der ADC anzuschließen - und den Hahn zu kaufen. Die pfälzisch-chinesische Firma gehört zu den Interessenten, die für den Flughafen bieten will, nachdem der Verkauf an die SYT wegen ausgebliebener Zahlungen und eines angeblich gefälschten Bankbelegs geplatzt ist. Englert weiß aber, dass ein Philosoph alleine ihm nicht hilft. "Wir brauchen einen starken Flugpartner, um den Hahn in die schwarze Null zu bringen und das werden zu lassen, was er einmal war - ein erfolgreicher Flughafen."

Die Hoffnung des einstigen Staatssekretärs liegt in der chinesischen Gruppe HNA. Diese habe bereits am 10. Mai eine Absichtserklärung abgegeben, beim Hahn einsteigen zu wollen. Danach wurden die Gespräche auf Eis gelegt, die SYT bekam den Zuschlag. Einen echten Wirtschaftsplan erstellte die ADC mit der HNA nicht mehr. "Wir haben den Pullover nicht weitergestrickt, weil wir nicht wussten, für wen wir ihn stricken sollen", sagt Englert. Die Absichtserklärung bestehe aber nach wie vor. Er stehe in Kontakt mit Mitgliedern der HNA-Vorstandsebene. Im August treffe man sich und berate über den Hahn. Englert ist vorsichtig, zumal ihm im Januar bei der ersten Kauf-Bewerbung eine Gesellschaft aus politischen Gründen abgesprungen sei. "Klappt es nicht, ziehen wir die Bewerbung zurück", sagt Englert, der um das Risiko am Flughafen weiß.

Der Hahn schreibt monatliche Verluste von mehr als einer Million Euro. Im September geht das Geld aus, das Land könnte mit einem Gesellschafterdarlehen von 34 Millionen Euro einspringen. Vor einer Insolvenz warnt Englert, weil dann die für Unternehmen attraktive Fluggenehmigung von sieben Tagen in der Woche, 24 Stunden am Tag, infrage stehen könnte. Aber auch ein schneller Verkauf schmeckt ihm nicht. Bis 1. September solle dem Land ein Wirtschaftsplan vorliegen. "Ich bin nicht bereit, mich unter Zeitdruck setzen zu lassen und etwas Halbgares zu präsentieren", entgegnet der einstige ADC-Teilgesellschafter, der für den Hahn einen Euro plus den Kassenbestand zahlen will.

Deutlich mehr Mittel sollen aber hinter dem Unternehmen stecken. Um nach dem SYT-Skandal zu untermauern, dass die ADC keine Briefkasten-Firma sei, lud er am Donnerstag mit weiteren Gesellschaftern (siehe Extra) nach Bad Schwalbach ein. In ein Hotel, das die ADC für 5,5 Millionen Euro gekauft habe. In eine Ferien-Anlage in Kroatien habe die Firma 90 Millionen Euro investiert. Was das Unternehmen verdeutlichen will, ist unmissverständlich: Anders als die SYT können wir Geld hinblättern. Und ein wenig soll ja auch noch Karl Marx helfen.Extra

Eine lila Jacke, eine blaue Hose und eine Krawatte mit Flugzeugen: Schillernd war der Auftritt von Yida Zhang in Bad Schwalbach. Der Chinese ist Hauptgesellschafter der ADC und besitzt laut Siegfried Englert einen Anteil von 60 Prozent. Der Unternehmer sei in China ein bekannter Geschäftsmann und vermögend. Er besitze Villen und in Japan eine Pferdefarm. Die ADC ist im April 2014 gegründet worden, mit einem eingezahlten Grundkapital von zehn Millionen Euro. Fünf Gesellschafter gehören der ADC inzwischen an, die deutsch-chinesische Industrieparks sowie Hotelimmobilien in Westeuropa betreibt. Ein wesentlicher Grund, warum das Unternehmen geschaffen worden sei, sei die Bewerbung für den Hahn-Kauf gewesen sagt Siegfried Englert, der ein Prozent der Unternehmensanteile hält. Am Airport hat die ADC bereits Grundstücke und Gebäude für 3,75 Millionen Euro gekauft. 80 bis 100 Wohnungen sollen dort entstehen. Dazu will sie der Polizei-Hochschule des Landes kostenlos Häuser für die Anti-Terror-Ausbildung überlassen, sagte Englert, der von 1974 bis 1976 in China studiert hat. flor

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