Dicke Prämie für dicke Bäuche

ELLERN. Wer das Kapitel Familienplanung abgeschlossen – oder erst gar nicht aufgeschlagen – hat, sollte seine Entscheidung noch mal überdenken. Zumindest wenn man aus Ellern kommt. Die Hunsrückgemeinde plant, Frauen im Ort künftig 500 Euro pro Baby zu zahlen.

Knapp 890 Menschen leben in Ellern. Jahr für Jahr ist die Hunsrückgemeinde kräftig gewachsen. Der Soonwald vor der Haustür, die B 50 um die Ecke - das waren gute Argumente für junge Familien, Ellern treu zu bleiben oder sich hier niederzulassen. 40 Jungs und Mädels sorgen derzeit für einen konstanten Lärmpegel im örtlichen Kindergarten. Im Schnitt kamen in jedem Sommer zehn Kinder hinzu - zumindest bis jetzt. Seit kurzem zeigt die Geburtenkurve auch in Ellern in die falsche Richtung- nämlich steil nach unten. "Vier Kinder wurden 2004 noch geboren" , sagt Ortsbürgermeister Dietmar Tuldi besorgt. "Das ist kein Ausreißer nach unten, sondern ein Trend." Wenn sich die Ellerner partout nicht mehr vermehren wollen, muss eben nachgeholfen werden. "Wir müssen den Wettbewerb um die Menschen gewinnen", sagt Tuldi. Für den Ortschef heißt das vor allem: mehr Familienfreundlichkeit. "Ellern muss noch lebenswerter werden." Fragt sich nur, wie? Parteien schnüren ein Paket

SPD und CDU haben nun im Gemeinderat ein gemeinsames Konzept ausgeklügelt, mit dem der demografische Trend gestoppt werden soll. Kernpunkt: Ein umfangreiches Paket von Vergünstigungen für junge Familien. Und weil Ellern mit diesem Vorhaben nicht alleine steht, will die Gemeinde für die Neubürger mit Nachwuchs ein paar Euro springen lassen. "Gedacht ist etwa an 500 Euro Nachlass pro schulpflichtigem Kind beim Erwerb eines Grundstücks", erklärt Tuldi (SPD) und liegt damit auf einer Linie mit der Zweiten Beigeordneten im Gemeinderat, Gudrun Tenhaeff (CDU). 37 Bauplätze stehen dafür bereit. Ein Zuschuss in gleicher Höhe pro Zögling ist für all jene vorgesehen, die ein Haus in Ellern kaufen wollen. Die Kirchengemeinde, Vereine und die heimische Wirtschaft konnten ebenfalls für die Idee gewonnen werden: Der TuS Ellern, der Hunsrückverein und der Männergesangverein wurden schon ins Boot geholt. Das Gesamtpaket an Vergünstigungen soll jungen Familien nach dem Willen von SPD und CDU dann als "Ellern-Card" angeboten werden.Baby-Tourismus ausgeschlossen

Parallel dazu sollen auch die Ellerinnen künftig ihren Beitrag zu einer positiveren Geburtenstatistik leisten. 500 Euro sind in dem Konzept für alle jungen Frauen geplant, die ein Kind zur Welt bringen. Neubürger seien ja sonst gegenüber eingesessenen Bürgern im Vorteil, so Tuldi "Eine Mutter muss aber zum Zeitpunkt der Geburt mindestens ein Jahr lang in Ellern wohnen", schränkt er ein. So soll das "Tourismus-Risiko" vermindert werden. Entschieden wird über die Babyprämie und die Ellern-Card im April. Daran, dass die Vorlage den Gemeinderat passieren wird, zweifelt jedoch niemand. Werden dann junge Familien in Scharen aufbrechen, Haus und Hof verkaufen, um nach Ellern zu ziehen? Daran glaubt auch Tuldi nicht. "Die Ellern-Card wird nicht alle Probleme lösen und auch keine riesengroße finanzielle Entlastung für Bauwillige bringen. Sie ist aber ein deutliches Signal dafür, dass sich die Gemeinde über jeden neuen Bürger freut." Wenn der Ansturm nicht so groß ausfällt, bleiben auch die Kosten überschaubar. Die müssen nämlich durch Einsparungen oder aus den Rücklagen gegenfinanziert werden.

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