Die Angst sitzt tief

TRIER. Die Angst vor Cattenom sitzt tief. Das hat sich am Dienstag gezeigt, als sich ein Gerücht über einen Unfall im Kernkraftwerk an der Obermosel verselbstständigte und für Unruhe sorgte. Wie haben die Behörden reagiert?

Am Tag danach nimmt man das Ganze bei der Aufsichts- und Dienstleistungdirektion (ADD) mit Humor. "Daran sieht man, wie schnell sich eine Geschichte verselbstständigen kann", sagt ADD-Sprecherin Miriam Lange. Ein Gerücht hatte am Dienstag nicht nur die Menschen in der Region in Panik versetzt: In Cattenom soll es durch einen Reaktorunfall zum Austritt einer radioaktiven Wolke gekommen sein (der TV berichtete). Auch bei der ADD sorgte die Information kurzzeitig für Aufregung. Die Behörde koordiniert den Katastrophenschutz im Land, außerdem wird vom Kurfürstlichen Palais in Trier aus, dem Sitz der ADD, die Sicherheitslage in der WM-Stadt Kaiserslautern überprüft und gemanagt. Daher ist man dort noch sensibler für derart brisante Nachrichten. Zumal bekannt ist, dass der Betreiber des Kernkraftwerkes in Cattenom, der französische Stromriese EDF, nicht gerade bekannt für seine offene Informationspolitik ist. Erst vor drei Wochen kam es in einem der vier Reaktoren an der Obermosel wieder zu einem leichten Störfall, wegen dem der Betrieb kurzzeitig unterbrochen werden musste. Man stehe regelmäßig mit der für Cattenom zuständigen Präfektur in der lothringischen Hauptstadt Metz in Verbindung, sagt Behördensprecherin Lange. Von dort habe man bereits am frühen Dienstagnachmittag erfahren, dass ein entsprechendes Gerücht über erhöhte Radioaktivität in Nancy und Metz im Umlauf sei. Zeitgleich habe es die ersten Anfragen bei der ADD gegeben. Es habe sich jedoch schnell bestätigt, dass an den Nachrichten nichts dran sei, so Lange. Daher seien auch keine Maßnahmen ergriffen worden. Messtrupps der Bundeswehr, wie sie einige Autofahrer etwa am Autobahngrenzübergang Schengen gesehen haben wollen, seien nicht im Einsatz gewesen, heißt es bei der ADD. Trotzdem habe man die Informationen sehr ernst genommen. Auch die Kreise in der Region wurden offiziell über die Lage informiert. Man habe ein Fax aus der Metzer Präfektur erhalten, die Informationskette habe funktioniert, bestätigte der Sprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, Thomas Müller. Im Forum für französische Grenzgänger nach Luxemburg wurde bereits am Dienstagvormittag über das Gerücht diskutiert. Mehrere Teilnehmer zweifelten an der offiziellen Darstellung aus Metz. Andere warnten vor Panik. Auch die Luxemburger Regierung reagierte prompt auf das Gerücht. Das automatische Alarmsystem hätte keine erhöhte Radioaktivität im Großherzogtum festgestellt, hieß es in einer noch am Dienstagnachmittag verschickten Pressemitteilung. Etliche Bürger hatten sich am Dienstag bei Polizei und Feuerwehr in Luxemburg gemeldet. Sie hatten Angst vor einer nuklearen Katastrophe.

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