Die Angst vor Dieben und die Folgen: Auf welche Branchen sich die steigende Zahl von Einbrüchen auswirkt

Berlin/Trier · Von Jahr zu Jahr gibt es mehr Einbrüche in Wohnungen und Häuser. Das hat auch Folgen für die Hausratversicherer. Außerdem steigt die Nachfrage nach Bankschließfächern – da ist mitunter Geduld gefragt.

Die immer weiter steigende Zahl von Wohnungseinbrüchen in Deutschland macht sich bei Banken und Versicherern bemerkbar. Während die Nachfrage nach Schließfächern bei Banken und Sparkassen boomt, müssen Hausratversicherungen für steigende Schäden aufkommen. Im zurückliegenden Jahr hatten sie mehr als 500 Millionen Euro an Einbruchsopfer bezahlt - das wäre ein erneuter Anstieg. Bereits in den Jahren zuvor waren die Schäden kontinuierlich gewachsen, wie aus Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht. Im Jahr 2014 waren es 490 Millionen Euro für 150?000 versicherte Einbrüche in Wohnungen und Häuser. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 entstand ein Gesamtschaden von 350 Millionen Euro.

Nach Informationen aus der Versicherungsbranche stiegen die Schäden auch im Jahr 2015 - auf einen Wert so hoch wie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr. Für Einbrüche im Jahr 1993 hatten die Versicherer demnach 1,1 Milliarden D-Mark (562 Millionen Euro) aufbringen müssen. Wenn die Versicherer tiefer in die Taschen greifen müssen, wirkt sich das für gewöhnlich auch auf die Prämien aus. Für das vergangene Jahr weist die neue Kriminalstatistik 167?136 Fälle von Wohnungseinbrüchen aus - ein Plus von fast zehn Prozent binnen eines Jahres. Das ist der höchste Wert seit 1997. Damals wurden 182?009 Einbrüche registriert. Auch in der Region Trier gingen die Einbrüche im vergangenen Jahr drastisch nach oben: 859 Mal schlugen Einbrecher zu oder versuchten es, 200 Mal häufiger als im Jahr zuvor. Viele Mieter und Hauseigentümer sorgen aus Angst vor Diebstählen anderweitig vor. "Schließfächer sind seit geraumer Zeit gefragt", sagt ein Sprecher des Bankenverbandes BdB.

Wartelisten für Schließfächer

Bei einigen Geldinstituten gebe es bereits Wartelisten. "Vor allem in Städten ist die Nachfrage größer als das Angebot", ergänzt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). In der Region Trier haben dagegen noch alle Bankinstitute freie Schließfächer für ihre Kunden - wenn auch nicht in jeder Filiale, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab. Weitere Gründe für den Ansturm auf Banktresore ist die Diskussion um die Einführung von Negativzinsen und die Abschaffung des 500 Euro-Scheins sowie die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), vermutet der DSGV-Sprecher. Die EZB hat im Kampf gegen Konjunkturschwäche und Mini-Inflation nicht nur den Leitzins auf null gesenkt, sondern auch den Strafzins erhöht, der fällig wird, wenn Institute bei der Notenbank Geld parken. Auch daheim scheinen viele Deutsche ihr Geld besser schützen zu wollen.

Laut Zahlen der Zertifizierungsgesellschaft European Certification Body wurden in den vergangenen zwölf Monaten 27 Prozent mehr Tresore an Privatkunden verkauft. Der Vertriebschef des Herstellers Burg Wächter, Dietmar Schake, sagt: "Der Niedrigzins und der daraus resultierende Grund, Gold oder größere Summen im eigenen Safe zu deponieren, sind für einige sicher ein Beweggrund für den Tresorkauf." Der Leiter des Beratungszentrums der Trierer Polizei, Wilfried Plohmann, warnt indes davor, Sparbücher, Schmuck oder Bargeld, das man in der Wohnung behalten möchte, nur in einer Kassette aufzubewahren. "Die Sachen gehören in einen versteckt eingebauten und fest verankerten Tresor", so der Kriminalhauptkommissar.

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