Die First Lady lässt Köpfe rollen

Washington · Michelle Obama, die Frau des US-Präsidenten, hat nicht nur in der Ehe mit ihrem Gatten Barack die Hosen an. Auch im Mitarbeiterstab lässt sie die Muskeln spielen.

Washington. Als US-Präsident Barack Obama am Montagnachmittag völlig überraschend zum Pressetermin ins Weiße Haus bat, gab es für das unerwartete Ausscheiden seines Stabschefs und wichtigsten wie ranghöchsten Beraters Bill Daley die in Washington gerne genutzte Standarderklärung: Den Mitarbeiter, gerade erst seit einem Jahr im Amt, ziehe es in seine Heimatstadt Chicago zurück. Dort wolle er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Nachfolger von Daley, dem Insider auch eine unglückliche Hand im Umgang mit den auf Blockade bedachten Republikanern im Kongress nachsagen, wird der bisherige Budget-Direktor Jack Lew.
Ähnliche Abschiedsverlautbarungen hatte es seit dem Amtsantritt Obamas schon bei zwei anderen wichtigen Ex-Führungsfiguren gegeben: Pressesprecher Robert Gibbs und Ex-Stabschef Rahm Emanuel, der es nach seinem Abschied nach Chicago dort zum Bürgermeister brachte. Doch die Wahrheit für die Rücktritte dürfte am zermürbenden Dauerkrieg liegen, den sich First Lady Michelle Obama seit dem Einzug ins Weiße Haus mit den engsten Mitarbeitern ihres Gatten leistet. Das macht auch das gestern erschienene Buch "The Obamas" der Insider-Journalistin Jodi Kantor von der New York Times deutlich. Denn Michelle Obama, die fitnessbewusste Juristin, spielt auch im politischen Alltag gerne mit den Muskeln und reizt immer wieder die West- Wing(Westflügel)-Riege bis aufs Blut.
Das Schicksal von Pressesprecher Gibbs dürfte dabei besiegelt haben, dass dieser bei einem internen Treffen wegen Kritik von Michelle Obama an seinem Krisenmanagement gegenüber der First Lady mit einem Schimpfwort ausfallend geworden war. Ausgelöst hatte die Konfrontation die angebliche Aussage Michelle Obamas gegenüber ihrem Pendant Carla Bruni, der sie Berichten französischer Medien zufolge anvertraut haben soll: "Im Weißen Haus zu leben, ist die Hölle." Das von Gibbs mit dem Elysee-Palast arrangierte Dementi ging dann Michelle Obama nicht schnell genug - und sie machte den Sprecher ihres Gatten zum Sündenbock.
Auch im privaten Alltag regiert Michelle Obama Berichten zufolge mit harter Hand - und hat in der Ehe die Hosen an. Wie die New York Post kürzlich unter Berufung auf Mitarbeiter des Präsidenten schilderte, drängt sie Barack Obama immer wieder, die Arbeit pünktlich um 16 Uhr zu beenden, damit das abendliche Familiendinner nicht gefährdet ist. Selbst bei wichtigen Anliegen darf Obama dann nicht gestört werden - was wiederum für Unmut bei seinen Helfern sorgt. Und: "Der Präsident ist zum einsamen Wolf mit frustrierten Beratern geworden, die kaum Zugang haben."

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