Sicherheit Kokelnde Kirschkerne und brennende Bräter

Trier · Die einen lagern ihre Küchenrollen auf dem Kochfeld. Andere vergessen über einen Anruf, dass sie einen Topf auf dem Herd haben. So wie ein 44-jähriger Trierer, der mit dem Schrecken davonkam. Die Folgen eines Herdbrands können allerdings auch dramatisch sein.

 Ein Herdbrand kann schwere Schädenverursachen.

Ein Herdbrand kann schwere Schädenverursachen.

Foto: TV/Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung

Er war verspannt und wollte sich zur Linderung ein warmes Kirschkernkissen in den Nacken legen. Erwärmt man diese in der Mikrowelle, verlieren die Kerne ihre Feuchtigkeit und werden brüchig. Im Backofen hingegen besteht die Gefahr, dass der Kissenbezug Feuer fängt. Also probierte er es mit Dampf – auch wenn das eine Weile dauert. Er füllte etwas Wasser in einen Topf, legte zwei Stäbe darüber und das Kissen darauf. „Ich habe den Herd angemacht und dann hat das Telefon geklingelt“, sagt der Trierer, der lieber anonym bleiben möchte, weil ihm die Geschichte immer noch peinlich ist. Am Telefon war sein Sohn, der vom Sporttraining abgeholt werden wollte...und so nahm alles seinen Lauf.

Auf dem Rückweg wunderte der 44-Jährige sich, dass die Feuerwehr direkt vor ihm in seine Straße einbog. Und noch mehr staunte er über den Trubel rund um sein Haus. Nicht nur die Retter waren da, sondern auch seine Nachbarn hatten sich versammelt. Während die Feuerwehr sich noch sortierte, sei er reingestürzt, habe den Herd ausgemacht und das kokelnde Kirschkernkissen nach draußen gebracht. „Es hat unglaublich geraucht“, sagt er. Sein Verhalten sei natürlich so nicht richtig gewesen. „Aber ich wusste ja, was Sache war.“

Noch monatelang habe die Küche gestunken, obwohl die Feuerwehr den Rauch sofort professionell mit Ventilatoren entfernte.

Glück im Unglück habe er gehabt, sagt er, während er an die Hängeschränke über dem Herd denkt. „Wenn die erst einmal brennen, geht es zackig.“

In der Tat! Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung hat ein Video gedreht, bei dem einem der Angstschweiß ausbrechen kann. Es dokumentiert, wie sehr Menschen die Gefahr unterschätzen, die von ihrem Herd ausgeht. Denn etwa 40 Prozent der Wohnungsbrände haben ihren Ursprung in der Küche – die Hälfte davon am Herd. Und meist ist der Fehler ein menschlicher.

Mal vergessen die Menschen, dass sie eigentlich gerade kochen und gehen stattdessen duschen oder Computer spielen. Sie lassen sich ablenken, weil die Kinder rufen oder weil das Telefon klingelt...

Aber was macht man, wenn das Essen plötzlich brennt? Michael Klein, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands, warnt: „Brennendes Fett und vergessenes Essen sollte man niemals mit Wasser löschen“. Er rät, eine Löschdecke in der Küche aufzuhängen, die einen daran erinnert. „Am einfachsten ist es meistens einen Deckel auf Topf und Pfanne zu tun. Und vor allem sollte man die Feuerwehr mit 112 anrufen“, sagt Klein.

In zwei Dritteln der Fälle jedoch schalten Menschen den Herd versehentlich ein. Das alleine wäre noch nicht unbedingt dramatisch. Doch gerade in kleinen Appartements dient die Koch- auch als Ablagefläche.

Das Video der Schadenforscher zeigt eindrücklich, was mit verschiedenen Gegenständen passiert, die auf einer eingeschalteten Herdplatte liegen. Nach nur zwei Minuten qualmen Plastikschüsseln, Brotkörbchen, Schneidebretter oder Handtücher schwer. Schon nach fünf Minuten lodern Flammen aus einer Papiertüte voller Gemüse, während die halb geschmolzene Plastikschüssel Stichflammen Richtung Dunstabzugshaube schickt. Nach zehn Minuten explodiert ein auf dem Herd abgestellter Laptop, der Eierkocher ist durch die hellen Flammen nicht mehr erkennbar und selbst ein dickes Holzbrett voll frischer Gurken und Paprika lodert. Was folgt, sind dramatische Aufnahmen. Der Alptraum jedes Hausbesitzers. Schmelzendes Plastik tropft schwarz und zäh von der Dunstabzugshaube, während sich die Flammen ihren Weg durch die Küchenschränke fressen, bis diese lodernd und krachend von der Wand fallen und das Feuer sich im gesamten Raum ausbreitet.

Der hohe Kunststoffgehalt modernen Möbel trägt laut Feuerwehr seinen Teil dazu bei, dass sich Brände schnell und mit enormer Rauchentwicklung ausbreiten.

Ein weiterer gravierender Fehler, den Menschen in solchen Fällen machen, ist, dass sie flüchten, ohne die Türen hinter sich zu schließen. Der Rauch kann sich so ausbreiten und anderen Bewohnern im schlimmsten Fall den Fluchtweg versperren. Also rät die Feuerwehr: Die Herdfläche muss frei bleiben. Immer. Und falls es brennt: Unbedingt die Türen schließen.

Natürlich können Feuer in der Küche auch andere Ursachen haben: Relativ häufig sind technische Defekte an Wasserkochern, Toastern und anderen Geräten die Ursache. Klein rät daher dazu, den Netzstecker zu ziehen, wenn man nicht in der Nähe ist. „Man sollte auch daran denken die Krümelschublade beim Toaster zu leeren oder die Dunstabzugshaube regelmäßig zu reinigen“, sagt Klein. Und natürlich müsse ein Rauchmelder im Flur installiert sein.

„Dadurch, dass wir in Rheinland-Pfalz seit Jahren Rauchmelderpflicht haben, sind wir meist rechtzeitig vor Ort“, sagt Michael Budinger von der Trierer Berufsfeuerwehr, die in diesem Jahr bereits rund 45 Mal ausgerückt ist, weil es rund um den Herd gebrannt hat. Der größte Schaden entstehe oft dadurch, dass die Feuerwehr sich gewaltsam Zutritt zu den Wohnungen verschaffen muss, in denen der Rauchmelder piept.

Aus Schaden wird man schlau. Unser anonymer Trierer und seine Partnerin, die mal versehentlich einen Plastikdeckel auf der Kochplatte angeschmort hat, haben inzwischen einen Induktionsherd. Da dieser mit Magnetfeldern arbeitet, wird nicht die Platte, sondern nur der Topf heiß. „Das gibt aber auch nur eine Scheinsicherheit“, sagt der 44-Jährige. Denn wenn man den Topf auf der Platte vergisst, kann es trotzdem schief gehen. „Da entstehen unglaubliche Energien“, sagt er aus Erfahrung. Einer seiner Töpfe sei komplett schwarz. Und auch sein Kirschkernunglück könnte die moderne Technik nicht verhindern. Da hilft wohl nur: aufpassen. Und am Herd bleiben, wenn man kocht.

Zusatzartikel

Die Feuerwehr gibt Brandschutztipps


Trier (red) Jedes Jahr ereignen sich in Deutschland in der Advents- und Weihnachtszeit mehrere tausend folgenschwere Brände, die durch den sorgsameren Umgang mit Kerzen und den Einbau von Rauchmeldern vermieden werden könnten.

Neun einfache Tipps des Landesfeuerwehrverbands Rheinland-Pfalz helfen, Brände zu verhindern:

Stellen Sie Kerzen nicht in der Nähe von brennbaren Gegenständen (Geschenkpapier, Vorhang) oder an einem Ort mit starker Zugluft auf. Kerzen gehören immer in eine standfeste, nicht brennbare Halterung, an die Kinder (und auch Haustiere) nicht gelangen können. Lassen Sie Kerzen niemals unbeaufsichtigt brennen – vor allem nicht, wenn Kinder dabei sind! Unachtsamkeit sei die Brandursache Nummer eins.

Löschen Sie Kerzen an Adventskränzen und Gestecken rechtzeitig, bevor sie heruntergebrannt sind: Tannengrün trocknet mit der Zeit aus und wird zur Brandgefahr. In Haushalten mit Kindern sollten vor allem am Weihnachtsbaum elektrische Kerzen verwendet werden. Diese sollten ein Prüfsiegel tragen, das den VDE-Bestimmungen entspricht. Achten Sie bei elektrischen Lichterketten darauf, dass Steckdosen nicht überlastet werden. Wenn Sie echte Kerzen entzünden, stellen Sie ein entsprechendes Löschmittel (Wassereimer, Feuerlöscher) bereit. Wenn es brennt, versuchen Sie nur dann die Flammen zu löschen, wenn dies ohne Eigengefährdung möglich ist. Ansonsten schließen Sie möglichst die Tür zum Brandraum, verlassen (mit Ihrer Familie) die Wohnung und alarmieren die Feuerwehr mit dem Notruf 112. Rauchmelder in der Wohnung verringern das Risiko der unbemerkten Brandausbreitung enorm, indem sie rechtzeitig Alarm geben. Die kleinen Lebensretter gibt es günstig im Fachhandel.

Weitere Informationen: www.lfv-rlp.de

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