"Die Grünen trauen sich nicht"

Berlin · Nach Ansicht der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner haben die Sondierungsgespräche von Union und Grünen mehr Verständnis füreinander gebracht. Gleichwohl seien die Grünen noch in der Richtungsfindung.

Berlin. Julia Klöckner, Oppositionsführerin im Mainzer Landtag und zugleich Vize-Bundeschefin der CDU, hält eine schwarz-grünes Zusammenarbeit auf Bundesebene trotz der gescheiterten Sondierungsgespräche zwischen Union und Grünen für möglich. Mit Klöckner sprach TV-Korrespondent Hagen Strauß.

Frau Klöckner, warum sind die Gespräche mit den Grünen gescheitert?
Julia Klöckner: Irgendwann muss man springen und sagen, es klappt oder es klappt nicht. Nach meiner Einschätzung kamen wir nicht zusammen, weil die Grünen sehr an ihren Steuererhöhungen festgehalten haben. Als dann noch gefordert wurde, den Hartz-IV-Satz um einiges zu erhöhen, ohne deutlich zu machen, woher das Geld kommen und wie die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhalten bleiben soll, ging es nicht mehr richtig voran.

Aber die Bewertung des Treffens war eher kuschelig. Ist die Tür für Schwarz-Grün jetzt offener?
Klöckner: Es hatte schon eine neue Qualität, dass Union und Grüne so ernsthaft auf Bundesebene sondiert haben. Für die Zukunft sind die Türen offener. Beide Seiten haben ein neues Verständnis füreinander gewonnen. Ich finde auch bemerkenswert, dass die Grünen sagen, wenn es mit Schwarz-Rot nicht klappen sollte, könne man sich noch einmal zusammensetzen.

Und, kann man?
Klöckner: Die Türen sind zwar offen, aber sie sind auch nicht ewig geöffnet. Die Grünen trauen sich nicht wirklich - das ist doch der Punkt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sie untereinander in einer Richtungsfindung sind. Weil sie mit ihrem Wahlergebnis deutlich unter zehn Prozent an Relevanz verloren haben.

Muss die Union künftig nicht anders mit den Grünen umgehen? Weniger Attacken, weniger Feindbilder?
Klöckner: Auch bei manchem Grünen wird das Feindbild CDU gleich Hinterwäldler gepflegt. Wir sind keine Leute, die fest zementiert sind. Trotzdem gilt: Jede Partei ist für ihre Botschaften selbst verantwortlich. Ich frage mich schon, welcher Geist mitunter bei den Grünen herrscht, wenn sie die Obermoralisten spielen, aber bei sich selbst die Handbremse anziehen. Wer so eine Angriffsfläche bietet, der weiß, wie die Reaktionen im politischen Geschäft sein können. has

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