Die Jungen gehen in die Stadt

Trier · Die Bevölkerung in der Region geht zurück, aber Trier wird auf Dauer mehr Einwohner haben. Verlierer der demografischen Entwicklung ist das Umland um Trier. Dort wandern die Jungen ab, die Bevölkerung wird überaltern. Das haben Wohnungsmarktforscher herausgefunden.

Trier. Trier zählt zu den Gewinnern des demografischen Wandels. Immer mehr junge Leute bis 30 Jahre alt kommen aus dem Umland in die Stadt. Das hat das Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung im Auftrag des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft herausgefunden. Zusammen mit Mainz, Ludwigshafen und Speyer gehört Trier zu den Zentren in Rheinland-Pfalz, die trotz des allgemeinen Bevölkerungsrückgangs in den nächsten Jahren mit einem Einwohnerplus rechnen können, heißt es in der Studie. Vor allem das Umland um Trier wird demnach erhebliche Einwohnerverluste in Kauf nehmen müssen. Zwar wanderten derzeit noch immer Familien mit mittleren und höheren Einkommen dorthin ab, weil Wohnraum in Städten wie Trier zu teuer sei. Doch langfristig wanderten auch die geburtenstarken Jahrgänge spätestens im Alter, etwa wenn sie betreuungsbedürftig würden, in die Zentren, so die Wohnungsmarktforscher. Das bedeute: "Die Wohnungsbestände im Umland sind zukünftig stärker von Alterung betroffen." Mit dazu bei trage auch, dass die Generation der Kinder der geburtenstarken Jahrgänge, die von der Stadt aufs Land gezogen sind, inzwischen zwar erwachsen sei; sie umfasse aber nur noch halb so viele Personen wie die Generation ihrer Eltern. Das wirke sich deutlich auf die Altersstruktur der Bevölkerung und auf die Nachfrage nach Einfamilienhäusern im Umland der Städte aus, heißt es in der Studie.
Das wiederum hat Auswirkungen auf die Immobilienpreise. Die Kaufpreise im Umland stagnierten oder gingen sogar zurück, so die Wohnungsforscher. In Zentren wie Trier steigen sie dagegen an. Zumal, wie die Wirtschaftszeitschrift Capital kürzlich analysierte, der Trierer Immobilienmarkt "mittlerweile leer gekauft" ist. Und: "Eine Mietwohnung zu finden kann lange dauern" - bei einer "konstant hohen Nachfrage", wie aus dem Grundstücksmarktbericht der Stadt Trier hervorgeht. Das habe dazu geführt, dass im vergangenen Jahr 319 Millionen Euro auf dem Trierer Immobilienmarkt umgesetzt wurden - ein neues Rekordergebnis. Gefragt sind vor allem Eigentumswohnungen.
Grundstücke kaum gefragt


Für die müssen aber, je nach Lage, in Trier bis zu 3450 Euro je Quadratmeter auf den Tisch geblättert werden. Bis zu 680 000 Euro, im Einzelfall sogar 800 000 Euro, sind für ein Einfamilienhaus fällig. Baugrundstücke sind in Trier allerdings kaum gefragt. Gerade einmal 42 bebaubare Grundstücke wurden im vergangenen Jahr in Trier verkauft. Im Schnitt 230 Euro mussten für den Quadratmeter Bauland bezahlt werden. Je nach Lage werden sogar 320 Euro verlangt. Astronomische Preise im Vergleich zu den umliegenden Städten wie etwa Wittlich, wo zwischen 55 und 180 Euro je Quadratmeter fällig sind. In Bitburg werden zwischen 40 und 115 Euro verlangt, in Konz können es immerhin bis zu 220 sein und in Saarburg 150 Euro. Fast schon Trierer Verhältnisse erreichen kleine Ortschaften in der Nähe zu Luxemburg - wie etwa Palzem oder Wincheringen (beide in Trier-Saarburg). In dem Moselort Palzem kostet ein Baugrundstück bis zu 220 Euro pro Quadratmeter, in der Saargaugemeinde Wincheringen sind es 180 Euro.
Vor allem in den Ortschaften entlang der luxemburgischen Grenze sind in den vergangenen Jahren die Grundstückspreise aufgrund verstärkter Nachfrage von Luxemburgern nach bezahlbaren Immobilen explodiert. Vielerorts schossen neue Baugebiete aus dem Boden.
Nach der Fortschreibung des Landesentwicklungsplans dürfte die Ausweisung solcher Baugebiete aber schwieriger werden. Denn künftig wird es Obergrenzen für Neubaugebiete geben (siehe Extra).
Die Gestaltungsspielräume seien jedenfalls "sehr eng", sagt Roland Wernig, der leitende Planer bei der für die Regionalplanung zuständigen Planungsgemeinschaft Region Trier.Extra

Das Land reagiert mit der Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes (LEP IV) auf die zurückgehende Nachfrage nach neuen Häusern und Wohnungen vor allem auf dem Land. Neubaugebiete dürfen nur noch nach vorher festgelegtem Bedarf ausgewiesen werden. In der Regionalplanung müssen dazu Obergrenzen für die Entwicklung von Wohnbauflächen vorgegeben werden. Sind diese Obergrenzen erreicht, dürfen im Flächennutzungsplan keine weiteren Baugebiete mehr ausgewiesen werden. Der Bedarf wird auf Grundlage eines Gutachtens des Statistischen Landesamtes auf Grundlage zurückliegender Fertigstellungen von Wohnungen und Häusern prognostiziert. Bereits ausgewiesene Baugebiete bleiben laut rheinland-pfälzischem Wirtschaftsministerium von der Regelung ausgeschlossen. Allerdings werden sie bei der Festlegung der Obergrenzen als bebaubare Flächen abgezogen, der Bedarf verringert sich dadurch. wie

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort