"Die können mir nichts beweisen"

Vor dem Trierer Landgericht ist der Totschlagsprozess gegen eine Mutter und ihre Tochter aus der Eifel fortgesetzt worden. Die beiden Frauen sollen vor mehr als acht Jahren den Ehemann und Vater getötet und seine Leiche in Südfrankreich versteckt haben. Das zu beweisen, ist zäh und schwierig.

Trier. Wer am gestrigen Dienstag im großen Sitzungssaal des Landgerichts den inzwischen 14. Prozesstag gegen die beiden sich keines Blickes würdigenden Frauen verfolgt, kann erahnen, welchen Aufwand die Ermittler betrieben haben, um etwas mehr Licht in den noch immer mysteriösen Fall des angeblich vor neun Jahre getöteten Rentners Karl-Heinz M. zu bringen. Einen damals 61-jährigen Rentner aus Overath bei Köln, den offenbar niemand vermisste, als er von einem Tag auf den anderen verschwand. Wäre nicht seine heute 41-jährige Tochter Manuela vor drei Jahren in Bitburg zur Polizei gegangen und hätte sich und ihre Mutter bezichtigt, den angeblich tyrannischen Vater getötet zu haben, wäre es wohl nie zu Ermittlungen oder gar einem Prozess gekommen. Dessen Ausgang freilich ist auch nach sechs Monaten, die mittlerweile wegen Totschlags und versuchten Mordes gegen die beiden Frauen verhandelt wird, ungewiss. In erster Linie deshalb, weil die Aussagen von Manuela und ihrer 58-jährigen Mutter Gertrud völlig gegensätzlich sind. Laut Manuela hat sie den Vater erdrosselt, nachdem die Mutter ihrem Ehemann tagelang ein starkes Beruhigungsmittel in den Tee gemischt habe, bis der 61-Jährige schließlich bewusstlos im Bett lag. Nach Angaben der Mutter hat sie nichts mit dem Tod ihres Mannes zu tun. Sie habe lediglich der Tochter bei der Beseitigung der Leiche geholfen. Und anschließend die Unterschriften ihres Mannes gefälscht, um die Rente zu kassieren. Das hat Gertrud M. in einem Telefonat mit einem Bekannten sogar eingeräumt, nicht wissend, dass ihr Telefon damals von den Trierer Ermittlern abgehört wurde. Knapp anderthalb Jahre war die von einem Gericht abgesegnete Telefonüberwachung geschaltet, über 10 000 Gespräche wurden ausgewertet. Geständnis widerrufen

Ein enormer Aufwand gemessen am Ergebnis. Denn außer abfälligen Äußerungen über die Tochter ("egoistisch und gemeiner Charakter") und reichlich Selbstmitleid ("Ich kann doch nichts dafür, dass ich so eine Kreatur in die Welt gesetzt habe") ist den am Dienstag im Prozess auszugsweise vorgespielten Telefonaten nicht viel Substanzielles zu entnehmen. In einem gut zwei Jahre zurückliegenden Gespräch mit ihrer Schwester äußert sich Gertrud M. sogar zuversichtlich angesichts der polizeilichen Ermittlungen gegen sie. "Die können mir nichts beweisen, die haben nur Indizien. Und außerdem: Meine Tochter ist eine Psychopathin." Manuela M. ist seit Jahren in psychiatrischer Behandlung. Ihr Ende Juli vor Gericht abgelegtes Geständnis soll sie inzwischen widerrufen haben, heißt es am Rande des Prozesses. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Hauptbelastungszeugin und gleichzeitig Mitangeklagte ihre Aussage ändert. Der Prozess wird nächste Woche fortgesetzt.

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