"Die Lage ist verfahren"
MAINZ. Im Streit um die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2006 laufen in der Landes-CDU Gespräche um das künftige Aushängeschild auf Hochtouren. Sollte Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Eva Lohse wie angekündigt nicht gegen Parteichef Christoph Böhr antreten, hoffen Böhrs Kritiker auf andere Pfälzer Rathauschefs als Alternativen.
"Die Lage ist verfahren", räumt derPfälzer CDU-Bezirkschef Kurt Lechner ein. Unmittelbar vor Ende der "Vorschlagsfrist" für die Spitzenkandidatur der Landes-Partei am kommenden Montag könnte am Freitag bei einer erweiterten Vorstandssitzung des Bezirks Rheinhessen-Pfalz in Bockenheim/Weinstraße eine Vorentscheidung fallen. Hält Böhr an seiner Kandidatur fest und bleibt Lohse bei ihrer Ankündigung, nicht gegen den Landesvorsitzenden anzutreten, gibt es nach Informationen des TV Bemühungen von Böhr-Widersachern, einen Pfälzer Oberbürgermeister für eine Gegenkandidatur zu gewinnen. Dabei fallen die Namen des Pirmasenser Rathaus-Chefs und CDU-Landesvorstandsmitglieds Bernhard Matheis und seines Speyerer Kollegen Werner Schineller. Die Kommunalpolitiker waren für Stellungnahmen nicht erreichbar. Zu der Sitzung des Pfälzer Bezirksvorstandes sind Böhr, Lohse, Abgeordnete und Kreisvorsitzende eingeladen. Ob es bei dem Treffen zu einer förmlichen Abstimmung in der Kandidatenfrage kommt, ist laut Lechner nicht abzusehen. Die Situation sei extrem schwierig. Eine Bewerbung Lohses hat der Bezirkschef noch nicht endgültig abgehakt. Er bestätigte lediglich, dass noch Gespräche liefen, an deren Ende auch neue Vorschläge auftauchen könnten. Auch der Vorsitzende des Parteibezirks Koblenz-Montabaur und schärfste Böhr-Kritiker, Joachim Hörster, sieht sich bei der Kandidatensuche noch nicht am Schluss. Ob am Ende auf jeden Fall eine Alternative zu Böhr präsentiert werde, wollte er dem TV nicht sagen. Die jüngste Rückendeckung für den Parteichef durch den Bezirksvorstand Trier werteten Lechner und Hörster als nicht überraschend, auch wenn Bezirks-Vormann Rauen damit eine herbe Niederlage kassierte. In den Reihen der Böhr-Widersacher macht sich jedoch auch Kritik an den Bezirksfürsten breit. Lohse sei nach ihrer Absage an eine Kampfkandidatur nicht mehr vermittelbar. Sie ohne eindeutige Zusage ins Gespräche zu bringen, sei ein "tödlicher Fehler" gewesen, heißt es. Andere Bewerber hätten nun den Makel, nicht erste Wahl zu sein.