"Die Leute sind sehr motiviert, rauszugehen"

WITTLICH/JÜNKERATH. Mehrere tausend Beschäftigte in Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen haben sich gestern an den Warnstreiks der Metall- und Elektroindustrie beteiligt. Auch in Jünkerath und Wittlich wurde gestreikt.

Für die Frau mit dem roten Gewerkschaftskäppi ist ganz klar, warum sie sich am Warnstreik beim Armaturenhersteller Ideal Standard in Wittlich beteiligt: "Fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt, das ist die wichtigste Forderung. Alles wird teurer." Es bleibe kaum noch etwas übrig vom Verdienten. Ein paar Meter weiter halten Männer überdimensionierte aufblasbare Hände mit der Aufschrift "Gib mir fünf" hoch. Etwa 150 Beschäftigte haben sich gestern vor den Toren von Ideal Standard zum einstündigen Warnstreik versammelt. Agnes Haas, die sich als Vertrauenskörper unter ihnen befindet, meint: "Die Leute sind sehr motiviert, rauszugehen." Bei der Nachtschicht hätten 31 der 39 Beschäftigen ihre Arbeit vorzeitig beendet. Wie in Wittlich standen in einigen Betrieben in Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen die Zeichen voll auf Warnstreik. Bei der Gießerei Demag Ergotech in Jünkerath (Kreis Daun) folgten rund 120 Arbeitnehmer dem Streikaufruf, bei Bosch in Homburg waren es einer Sprecherin zufolge 1600 Beschäftigte, fast die ganze Belegschaft. Im Verwaltungsbereich der IG Metall Neunkirchen, in St. Ingbert, Saarbrücken und bei den Fordwerken in Saarlouis waren mehrere tausend Beschäftigte kurzzeitig im Ausstand. Ebenso bei DaimlerChrysler in Wörth und bei Maschinenfirmen in Frankenthal. Es geht nicht nur um mehr Lohn. Die IG Metall setzt sich auch für einen tariflichen Anspruch auf Weiterbildung ein. Sie kündigte weitere Warnstreiks bis Ostern an, falls die Arbeitgeber nicht einlenkten. Die Gewerkschaft kritisiert, dass die Arbeitgeber in drei Verhandlungsrunden noch kein Angebot vorgelegt haben. Die Tarifverhandlungen für die 410 000 Beschäftigten der Branche in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland waren ohne Annäherung auf den 10. April vertagt worden. Die pfälzischen Metall-Arbeitgeber kritisierten die Gewerkschaft. "Die IG Metall verharrt bei Ritualen von gestern, statt neue Wege mitzugehen und dazu beizutragen, Arbeitsplätze in Deutschland zu halten", sagte Verhandlungsführer Eduard Kulenkamp. Zudem stehe die IG Metall mit beiden Füßen auf der Bremse und verschließe sich den Vorschlägen der Arbeitgeber.

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