"Die Leute sind wie gelähmt"

PRÜM. "Hilfsbereit und liebenswert" - so beschreiben Mitbürger das Ehepaar Josef und Hertha N. aus Prüm. Die 66-Jährige ist als Opfer des Busunglücks in Frankreich identifiziert worden.

 Zwei Kerzen brennen in der Weinsfelder Kirche als Zeichen der Fürbitte für das Ehepaar.Fotos: Marcus Hormes

Zwei Kerzen brennen in der Weinsfelder Kirche als Zeichen der Fürbitte für das Ehepaar.Fotos: Marcus Hormes

Weinsfeld ist nach wie vor dörflich geprägt. Der 1972 eingemeindete Prümer Stadtteil liegt etwa fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. In Weinsfeld leben nur rund 250 Menschen, dort kennt jeder jeden. Um so größer ist die Betroffenheit: "Die Leute hier sind geschockt, wie gelähmt. Die beiden Senioren sind wie die ganze Familie hilfsbereite und liebenswerte Menschen, bei allen angesehen und geachtet", berichtet eine Bekannte. "Das Ganze ist einfach schrecklich", sagt ein Weinsfelder Bürger. Hertha N. war eine Ur-Weinsfelderin. Sie war Mitglied der örtlichen Frauengemeinschaft und half seit Jahren bei Gottesdiensten in der Weinsfelder Kirche als Küsterin. "Sie hat die Kirche immer so schön geschmückt", erinnert sich eine Gläubige. Erst vor wenigen Tagen hatte Herta N. den Altarraum des Gotteshauses reich mit Blumen dekoriert. Vor einer Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind brannten am Montag zwei Kerzen - offensichtlich ein Zeichen der Fürbitte für das Ehepaar. Pfarrer Egon Kettern von der Pfarrgemeinde Niederprüm wartet gegen Mittag noch auf Nachricht: "Wir stehen im Dunkeln und hoffen." Auch Josef N., der ursprünglich aus Eschfeld stammt, ist am Weinsfelder Dorfleben beteiligt. "Jupp" spielt gerne Karten in der Dorfkneipe. Der Rentner arbeitete früher im Lager einer Genossenschaftsbank. "Wir haben gesehen, wie er mit dem Reisekoffer aus dem Haus ging", berichtet eine Nachbarin. "Da konnte niemand ahnen, was passieren würde." Der verletzte 75-Jährige liegt im Krankenhaus in Lyon auf der Intensivstation und soll am Montag auf dem Weg der Besserung gewesen sein. Eine Operation soll nicht notwendig gewesen sein. Ein Sohn des Ehepaars lebt in Prüm, eine Tochter in Weinsfeld in der Nachbarschaft ihrer Eltern. Die beiden fuhren am Montag mit dem Auto nach Frankreich, um sich vor Ort selbst zu informieren, sich um ihren Vater zu kümmern und den Verbleib ihrer Mutter zu klären. Die Kriminalpolizei war am Sonntag gleich zwei Mal nach Weinsfeld in das Haus des Ehepaars gefahren. Die Beamten stellten dort Fingerabdrücke sicher, um auf diese Weise die Frau identifizieren zu können. Josef N. hatte die Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen und war dadurch als Teilnehmer registriert. Seine Frau Hertha stand dagegen als Mitfahrerin nicht namentlich auf der Liste, weshalb sie zunächst als vermisst galt. Gegen Abend folgte die traurige Gewissheit.

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