Die "Samenbank" im Internet

TRIER. Nach dem spektakulären Hanf-Fund auf dem Bitburger Flugplatz (Trierischer Volksfreund vom Samstag) stellt sich für viele die Frage, wie man überhaupt an Cannabis-Samen herankommt. Die Antwort: übers Internet.

Sie heißen Dutch Passion, Hollands Hope oder Green Spirit. Zehn Samen, verpackt in versiegelten Tütchen, kosten zwischen 30 und 70 Euro: Hanfsamen. Ein niederländischer Internetshop bietet diese Tütchen an. Seit 1987 bestehe die "Samenbank" heißt es auf der Homepage. Man beliefere mittlerweile 450 Shops. Und jeder, der will, kann sich auch direkt bei den Züchtern der Cannabis-Samen, deren Keimquote mit 95 Prozent angegeben wird, je nach Bedarf versorgen. Zwar werden alle "potenziellen Kunden" darauf verwiesen, sich vor einer Bestellung über die jeweils gültigen nationalen Gesetze zu informieren, doch ansonsten scheint es keinerlei Sicherheitsmaßnahmen auf der Homepage zu geben. Für alle, die gerade erst mit der Hanfplantage beginnen, gibt es noch Tipps zum Anbau: "Es ist am besten, Outdoor-Sorten Anfang April zu starten und die ersten Wochen unter/hinter Glas zu ziehen", heißt es auf den Webseiten. Es ist relativ einfach, an Cannabis-Samen zu kommen. Im Internet wimmelt es von Anbietern, meistens sitzen sie in den Niederlanden oder in Spanien. Deutsche Seiten verweisen per Link auf diese Shops. Auch gibt es dort jede Menge Tipps zur Zucht der grünen Pflanzen. In Diskussionsforen tauschen sich die Züchter aus, geben sich Tipps, bei wie viel Grad die Pflanzen am besten gedeihen und welches Licht ideal ist: "Am besten geeignet in der Blütezeit ist eine Licht-Stärke von 600 Watt." Auf diesen Internetseiten werden auch gleich noch die notwendigen Geräte angeboten. Von der richtigen Bewässerung für die Pflanzen über Belüftungen für Hanf-Gewächshäuser bis zum richtigen Dünger und der idealen Anzuchterde gibt es im Netz alles. Selbst eine elektrische Hanf-Schere ("Spart Zeit und Personalkosten"), "anzuschließen an eine Autobatterie", für je nach Ausführung 160 oder 645 Euro, findet sich im Internet. Hanf-Anbau in Deutschland nur mit Genehmigung

In Deutschland ist der Anbau von Hanf, der den berauschenden Wirkstoff THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) enthält, nur mit Erlaubnis des Bundesgesundheitsministeriums erlaubt. THC ist der Hauptwirkstoff von Haschisch oder Marihuana. Er gehört zu den Cannabinoiden. Die Samen, die in den Internet-Shops angeboten werden, enthalten alle THC. Ende der 80er Jahre verfügte die EU-Kommission, dass der Anbau von so genanntem Faserhanf von den Mitgliedsstaaten legalisiert werden muss. Er hat nur einen sehr geringen THC-Anteil. Der Nutzhanf, der heute von Bauern angebaut wird, wurde speziell so zurückgezüchtet, dass er einen sehr geringen Wirkstoff-Gehalt hat. Wenn man ihn allerdings gezielt zurück züchtet, würde der THC-Gehalt mit jeder Generation wieder ansteigen. Daher steht der Nutzhanf in Europa unter strengen Kontrollen. Das größte europäische Anbaugebiet ist das französische Département Aube in der Champagne. Der Hanf wird unter anderem für Baustoffe, Kosmetika, Medikamente oder Kleider benutzt.

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