"Die sollten zugeben, dass sie Mist gebaut haben"

Trier · Hätte die Leiche von Tanja Gräff früher gefunden werden können oder sogar müssen? Ja, sagen zwei Bewohner des Mehrfamilienhauses in Trier-Pallien, hinter dem die sterblichen Überreste der Studentin gefunden wurden.

 Anwohner Manfred Scharff zeigt auf die Stelle an den roten Felsen im Trierer Stadtteil Pallien, wo Mitte Mai die sterblichen Überreste von Tanja Gräff gefunden wurden.TV-Foto: Rolf Seydewitz

Anwohner Manfred Scharff zeigt auf die Stelle an den roten Felsen im Trierer Stadtteil Pallien, wo Mitte Mai die sterblichen Überreste von Tanja Gräff gefunden wurden.TV-Foto: Rolf Seydewitz

Foto: (g_pol3 )

Trier. Manfred Scharff lebt schon sein halbes Leben lang in der Wohnanlage am Ortsausgang von Trier-Pallien. Von seinem Küchenfenster aus kann er die Stelle an den roten Felsen sehen, wo Tanja Gräff an einem frühen Junimorgen vor acht Jahren hinuntergestürzt sein soll.

Scharff war im Spanienurlaub, als er hörte, dass die sterblichen Überreste der jungen Studentin gefunden worden waren - nur wenige Meter entfernt von seiner Wohnung. "Ich konnte das gar nicht glauben", erinnert sich der Witwer. "Wir haben immer gedacht, dass Tanja Gräff verschleppt worden ist." Ähnlich erging es auch Hans W. Krieger, der bis 2008 in der Wohnanlage gelebt hat und wegen des Verkehrslärms dann auf die andere Moselseite gezogen ist. "Ich war total überrascht und habe direkt gedacht, ob da damals wirklich jemand gesucht hat", meint Krieger. Er selbst habe an der Stelle, wo Tanjas Leichnam Anfang Mai gefunden wurde, jedenfalls nie einen Polizisten oder Suchhunde gesehen. Nur der Hubschrauber sei gekreist.Höhenretter seilen sich ab


Bis Forstarbeiter die Stelle zwischen Wohnanlage und roten Felsen vor zwei Monaten freischlugen, war dort alles zugewuchert: Dickicht, Hecken, Sträucher, Bäume. Weil das auch nach dem Verschwinden Tanjas so gewesen sei und die Ermittler nach eigenen Angaben nicht überall das gesamte Dickicht abholzen konnten, haben Höhenretter sich damals von oben abgeseilt und das Gelände um die spätere Fundstelle von oben abgesucht. "Mehr war da nicht möglich", sagte Mitte Mai der stellvertretende Polizeipräsident Franz-Dieter Ankner. Eine Aussage, über die sich Manfred Scharff noch immer kriminell ärgert. "Die wollen sich doch nur rausreden", meint der Anwohner. "Die sollten zugeben, dass sie damals Mist gebaut haben."

Nach Meinung Scharffs ist an der Stelle, wo das Skelett Tanjas gefunden wurde, nie richtig gesucht worden. Er selbst habe fünf Jahre vor dem Verschwinden der Trierer Studentin an der späteren Fundstelle mit der Machete einen Weg durch das Dickicht geschlagen, um eine große Marquise hinter die Wohnanlage transportieren zu können. "Das hat nur zwei Stunden gedauert", erinnert sich Scharff und will damit wohl sagen: Wenn die Ermittler gewollt hätten, hätten sie die Stelle am Fuß der roten Felsen genau unter die Lupe nehmen können. Der Chef der Sonderkommission, Christian Soulier, hatte dagegen in einem Gespräch mit unserer Zeitung Zeugenaussagen der Forstarbeiter zitiert, wonach das Gelände schwer bis gar nicht zugänglich gewesen sei.

Die beiden Anwohner Manfred Scharff und Hans W. Krieger haben indes keine großen Hoffnungen, dass der Fall Tanja Gräff jemals ganz aufgeklärt werden kann. "Wir hoffen das zwar", sagen sie unisono, "aber wir glauben nicht daran."

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