Die Wahrheit schlummert in Tausenden Akten

Akten, Akten, Akten: Die Mitglieder des Untersuchungs-Ausschusses zum Nürburgring werden mehr als eine halbe Million Blatt Papier lesen müssen. Am 17. November werden die ersten Zeugen vernommen.

 Akten, Akten, Akten: Im Raum 205 des Landtags stapeln sich die Dokumente. Foto: Harry Braun

Akten, Akten, Akten: Im Raum 205 des Landtags stapeln sich die Dokumente. Foto: Harry Braun

Mainz. Welcher Schaden ist dem Land bei dem Skandal mit dem neuen Freizeit- und Geschäftszentrum an der Eifel-Rennstrecke entstanden, bei dem die Baukosten auf 300 Millionen Euro explodiert sind und eine Privatfinanzierung an offenbar betrügerischen Geschäftspartnern gescheitert ist? Wer trägt die politische Verantwortung? Das wird der Untersuchungs-Ausschuss des Landtags zu klären versuchen, der am Dienstag in seiner zweiten Sitzung hinter verschlossenen Türen den Zeitplan festgezurrt hat. Einer hat bereits zu verstehen gegeben, dass er nicht als Sündenbock herhalten will: Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD), der am 7. Juli zurückgetreten ist.

Mit einem wütenden Brief an seinen Nachfolger Carsten Kühl, dessen Inhalte an die Öffentlichkeit lanciert wurden, hat Deubel einen Sprengsatz gezündet, der bei den Sozialdemokraten für Schockwellen sorgt. Kühls Darstellungen der Ereignisse in einem Ausschuss seien falsch, "verheerend" und grenzten an "Rufmord", schrieb Deubel und fordert von Kühl eine Korrektur. Dieser will anscheinend in der Plenarsitzung des Landtags heute oder am Donnerstag Stellung beziehen. Für die Opposition ist der Zwist in der SPD ein gefundenes Fressen: "Der Versuch der Landesregierung, Deubel in die Rolle des Bauernopfers zu zwingen, scheint gründlich zu misslingen", stichelt CDU-Chef Christian Baldauf. Günter Eymael (FDP) fragt sich: "Wer hat denn nun die Wahrheit gesagt?"

Vermutlich schlummern etliche Wahrheiten in den Dokumenten. 965 Bände der Ministerien lagern nach Auskunft des Ausschuss-Vorsitzenden Carsten Pörksen (SPD) bereits im Raum 205 des Landtags. Bis zu 1500 Akten der Nürburgring GmbH sowie 300 der ermittelnden Staatsanwaltschaft Koblenz kommen hinzu. Die Termine für die ersten Beweisaufnahmen mit Zeugen stehen: 17. November und 18. Dezember ganztags, 4. Dezember ab 13 Uhr. Wie es danach weitergeht, bleibt offen. CDU und FDP wollen im Vier-Wochen-Rhythmus tagen, die SPD in kürzeren Abständen.

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