Alpha-Gal-Syndrom Fleischallergie durch Zecken? Das steckt dahinter
Ein Zeckenbiss und plötzlich verträgt der Mensch kein Fleisch mehr – klingt absurd, gibt es aber wirklich. Auch in Deutschland ist diese Krankheit bereits bekannt.
Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman: Der Biss eines Spinnentiers führt zu einer Fleischallergie. Doch genau dazu führt das Alpha-Gal-Syndrom. In den USA sollen seit 2010 ungefähr 110.000 eine Fleischallergie entwickelt haben. Das zeigen Auswertungen des Center for Disease and Prevention (CDC), einer Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums. Diese Daten wurden Ende Juli 2023 veröffentlicht.
Die CDC behauptet, dass vermutlich noch viel mehr Menschen betroffen sind, ungefähr 450.000. Das lege daran, dass das Alpha-Gal-Syndrom vielen Menschen, auch gesundheitlichem Personal, nicht bekannt ist und daher auch nicht darauf getestet wird.
Wie steckt man sich mit dem Alpha-Gal-Syndrom an?
Forscher in den USA haben den Übeltäter bereits ausfindig gemacht: die sogenannte Lone-Star-Zecke, welche zu den Schildzecken gehört. Wenn diese Zecke ein Säugetier, also auch den Menschen, sticht, gibt das Insekt ein Molekül namens Alpha-Gal ab. So gelangt das dem menschlichen Körper unbekannte Molekül in die Blutbahn. Daraufhin bildet das Immunsystem Abwehrkörper.
Es gibt nur ein Problem: Alpha-Gal kann in Fleisch-Produkten enthalten sein. „Sobald diese Antikörper vorhanden sind, ist es wahrscheinlich, dass man diese Allergien gegen rotes Fleisch entwickelt“, sagt das Gesundheitsministerium Luxemburg gegenüber dem Tageblatt. Nur sind diese Symptome manchmal schwer als Fleischallergie zu erkennen, da sie meist erst Stunden nach dem Essen eintreten.
Ist das Alpha-Gal-Syndrom auch in Deutschland ausgebrochen?
Forscher sind sich mittlerweile sicher, dass das Molekül auch durch andere Zeckenarten übertragbar ist, nicht nur die in der USA heimische Lone-Star-Zecke. Hans Merk, ehemaliger Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der RWTH Aachen, erklärt dem WDR, dass das Alpha-Gal-Syndrom auch in Deutschland nachgewiesen worden sei. Beispielsweise im Gemeinen Holzbock, der Zeckenart, die in Deutschland am häufigsten vorkommt. Genaue Zahlen gibt es aber nicht, da die Krankheit nicht meldepflichtig ist.
Das Gesundheitsministerium Luxemburg ist nicht der Meinung, ein einziger Zeckenbiss kann die Krankheit auslösen: „Es könnte sich auch um eine allergische Reaktion handeln, die sich nach übermäßigem Kontakt mit verschiedenen Substanzen, die das Molekül enthalten, darunter auch Zeckenbisse, entwickelt.“
Momentan gibt es auch kein Heilmittel bezüglich dieser Allergie. Betroffene müssen aber nicht ganz auf Fleisch verzichten, sagt Merk. Geflügel und Fisch seien gewöhnlich frei von dem Allergen.