Drohung in den Hunsrück

Europas günstigste Fluggesellschaft mit der jüngsten Flotte, der besten Pünktlichkeit und dem meisten Verkehrswachstum: Ryanair-Chef Michael O'Leary schwelgt gerne in höchsten Steigerungsformen. Selbst die Steigerung beim Spritpreis soll das Wachstum nicht bremsen. Höhere Flughafen-Kosten würde er aber nicht hinnehmen.

Hahn. Ryanair-Chef Michael O'Leary würde den Flugverkehr auf dem Hahn deutlich reduzieren, sollten die EU-Wettbewerbshüter unerlaubte staatliche Beihilfen für den Hunsrück-Airport rügen. Seit Juni überprüft Brüssel zwei Kapital-Aufstockungen aus Landesmitteln von Rheinland-Pfalz sowie Geldern der Muttergesellschaft Fraport AG, die ganz in öffentlicher Hand ist.

Bekommt die klagende Lufthansa Recht, müsste der Hahn von den Fluggesellschaften höhere Start- und Landegebühren kassieren. Für wahrscheinlich hält O'Leary das Szenario aber nicht: Die Beschwerde "ist rein politisch motiviert" und wurde vom Landgericht Bad Kreuznach abgewiesen. Das Oberlandesgericht Koblenz hat als Berufungsinstanz das Gleiche signalisiert.

Trotz der Ölpreis-Explosion hält Ryanair an ihrer Niedrigpreispolitik fest. "Wir garantieren, nie einen Kerosinzuschlag zu erheben", skandiert O'Leary. Er bietet sogar drei Tage lang 300 000 innerdeutsche Flüge für je 3 Euro an. "Das ist weniger als derzeit eine Aktie von Air Berlin", feixt das charismatische Showtalent vor Medienvertretern.

Bis 2012 soll Ryanair Verkehrszahlen und Gewinn verdoppeln. Der Gewinn wird jedoch im laufenden Jahr bei Null liegen, vorausgesetzt, der leicht gesunkene Kerosinpreis bleibt bei 130 Dollar pro Barrel. O'Leary zeigt sich überzeugt, dass das Hoch nur eine "Ölpreis-Blase" ist, der keine echte Verknappung zugrunde liegt.

Erst vor wenigen Tagen schockte er seine Anleger mit der Botschaft, dass 2008 mit 60 Millionen Miesen enden könnte. Grund ist die Verdoppelung des Kerosinpreises und ein Gewinneinbruch im ersten Quartal. Die Aktie fiel daraufhin in Dublin um 25,7 Prozent auf 2,40 Euro.

Da er die Sprit-Mehrkosten nicht auf seine Kunden abwälzen will, spart O'Leary woanders: Im Winter bleiben 20 der 166 Boeing 737-800 in Dublin und London am Boden. Auf dem Hahn mit bisher elf Ryanair-Fliegern ist der Einsatz von zwei weiteren Maschinen aufgeschoben. "Das Wachstum im Winter wird sinken, aber wir schließen nicht mehr Strecken als sonst." Die meisten der 52 Ziele würden weiter angeflogen, an Wochentagen mit schwacher Nachfrage aber um bis zu zehn Prozent reduziert.

Check-In-Automaten, die im Sommer 2009 auf dem Hahn Einzug halten, sollen dem Flughafen Kosten sparen. O'Leary erwartet, dass der Flughafen die Kostenreduktion "an uns weitergibt". Neue Einnahmequelle ist eine Technik, die das Benutzen von Handys und Mini-Computern (Blackberrys) im Flugzeug erlaubt. Ende 2009 sollen Passagiere auf allen Strecken E-Mails und SMS senden können. Fortschritte machte auch die Akquise neuer Kundenkreise. Rund 30 Prozent der Hahn-Passagiere seien Geschäftsreisende, auf der Berlin-Route sogar 60 Prozent. Dass Ryanair ein Fusionskandidat werden könnte, schließt O'Leary aus. Die Branche stehe aber vor einer Konzentrationswelle: "In fünf Jahren wird es in Europa noch fünf große Fluggesellschaften geben, darunter Ryanair."

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