Tiere Echte Gefahr oder nur Panikmache?

Trier · Tierschützer warnen davor, Hunde allein für die Übertragung von Parasiten auf Rinder verantwortlich zu machen.

 Ein Schild weist darauf hin, dass Hundekot nicht auf Landwirtschaftsflächen gehört.

Ein Schild weist darauf hin, dass Hundekot nicht auf Landwirtschaftsflächen gehört.

Foto: dpa/Martin Gerten

Der Hund tollt über die Wiese. Läuft und springt – und irgendwann setzt er sich hin, macht sein Geschäft, bevor er wieder zu seinem Herrchen läuft. Doch statt den Kot wegzumachen, geht der Hundebesitzer weiter. Was für die meisten Zeitgenossen wohl kein Thema ist, darin sehen allerdings viele Landwirte, die solche Wiesen als Futterreservoir für ihr Vieh nutzen, ein ernstes Problem.

Denn in dem Hundekot, so argumentieren sie, sei oft der Parasit Neospora caninum. Für die Hunde ist dieser Erreger ungefährlich. Wird er aber etwa von trächtigen Kühen  über das Futter aufgenommen, das von der Wiese stammt, auf der der Hund sein Geschäft gemacht hat, dann kann dies zu einer Fehl- oder Totgeburt führen oder das Kalb ein Leben lang schädigen.

Pascal Kersten, Sprecher des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, spricht davon, dass der Erreger „gelegentlich“ im Hundekot nachgewiesen worden sei (siehe weiter unten: Fragen & Antworten).

Das bestätigt auch das für die Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut. Zwischen 2001 und 2004 hat es über 24 000 Hundekotproben untersucht, in 0,2 Prozent davon konnten Erreger nachgewiesen werden, die Neospora caninum ähnelten.

Daher werfen Kritiker der These, dass Hunde schuld an der Infektion von Mutterkühen mit dem Parasiten seien, den Bauern Panikmache vor. So ist zum Beispiel die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch der Überzeugung, dass die Infektion der Kühe nachgewiesenermaßen nicht über Hundekot, sondern in erster Linie von der Kuh auf ihr Kalb erfolge.

„Eine weitere Möglichkeit der Übertragung besteht nach Auffassung der Tierschützer dann, wenn eine Kuh die Nachgeburt oder Abortmaterial einer anderen, infizierten Kuh beleckt oder frisst. Genau so kommt es auch zur Infektion des Hundes: der Hund frisst Abortmaterial, die Nachgeburt, infiziertes Gewebe oder Innereien einer Kuh (oder eines infizierten Schweins, Rehs etc...)“, heißt es weiter auf der Internetseite des Vereins.

Und eine wiederum ganz andere Möglichkeit, wie Hunde mit dem Parasiten infiziert werden könnten, besteht nach Darstellung der Tierschutzorganisation beim Landwirt selbst, „dessen Hofhund sich über die Nachgeburt von Kühen hermacht oder mit Gewebe oder rohen Innereien von geschlachteten Tieren gefüttert wird“.

Eine andere Risikogruppe seien Jagdhunde, die etwa mit Gewebe oder Innereien von infiziertem Wild gefüttert würden. Hunde von Spaziergängern würden üblicher Weise mit Fertigfutter oder Gekochtem ernährt und könnten daher den Parasiten nicht übertragen, teilt Animal Rights Watch mit.

Trotzdem warnt der Bauernverband vor der Gefahr durch Hundekot. Es bestehe eine „gewisse Gefahr“, dass durch  Parasiten im Hundekot Fehl- und Totgeburten bei Kühen ausgelöst werden können, sagt Kersten. „Noch viel wichtiger dürfte jedoch der hygienische Aspekt sein, der mit Hundekot verbunden ist. Denn gerade bei Mähwiesen versteht es sich von selbst, dass Hundekot im Heu nicht gerade positive Auswirkungen auf die Kühe hat.“

Und Bauernverbandspräsident Michael Horper ergänzt: „Eine landwirtschaftliche Nutzfläche ist kein Hundeklo! Sauberes Futter ist für landwirtschaftliche Nutztiere von enormer Bedeutung.“

 Landes-Bauernpräsident Michael Horper beim TV-Gespräch.

Landes-Bauernpräsident Michael Horper beim TV-Gespräch.

Foto: Fritz-Peter Linden

Experten raten allerdings auch Landwirten zu Vorsicht. So sollten sie ihren eigenen Hunden keinen Zugang zu Ställen gewähren und sie auch von Nachgeburten von Kühen fernhalten. Die Nachgeburten sollten so schnell wie möglich entsorgt werden.

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