Literatur Jacques Berndorf hat den Regional-Krimi groß gemacht: Warum Menschen den Eifel-Krimi so lieben

Hillesheim/Dreis-Brück · Mystische Landschaften, ein ruppig-bodenständiges Völkchen und jede Menge Morde. Menschen lieben Jacques Berndorfs Eifel-Krimis. Was macht diese Romane so besonders?

Eifel-Krimi: Warum die Bücher von Jacques Berndorf so gefragt sind
Foto: dpa/Uwe Zucchi

Millionen Leser begeistern sich für die Eifel-Krimis von Jacques Berndorf. Mehr als sechs Millionen Bücher wurden verkauft, seit 1989 der erste Band namens „Eifel-Blues“ erschien. Nun trauern die Fans in der Eifel und dem Rest von Deutschland, denn der Autor, der mit bürgerlichem Namen Michael Preute hieß, starb am Sonntag, 3. Juli in seinem Wohnhaus in Dreis-Brück in der Vulkaneifel im Alter von 85 Jahren.

Berndorfs Romanheld Siggi Baumeister hingegen wird fortleben, solange Menschen Eifel-Krimis lesen. Und da die nicht nur spannend, sondern auch extrem unterhaltsam sind, dürfte der alterslose Journalist noch lange ermitteln. Oder wie begeisterte Leser es in ihren Buchrezensionen formulieren: „Vorsicht, Suchtgefahr!“

Eifel-Krimi: Was passiert in den Romanen von Jacques Berndorf?

Wer an saftig grünen Weiden und sanft geschwungenen Vulkankuppen vorbei durch die Eifel fährt, kann sich kaum vorstellen, mit welch üblen Verbrechen Siggi Baumeister und die anderen Romanhelden es dort zu tun bekommen: Mal gilt es, den größten Geldraub in der Geschichte der Republik aufzuklären, mal verbrennen Leute in einer Scheune und ohnehin – in fast jedem der 23 Eifel-Krimis sind Menschen irgendwann mausetot: Zwei leblose Polizisten liegen neben ihrem Streifenwagen auf einem Waldweg, General Ravenstein wird in seinem Landhaus abgeschlachtet, ein Bundestagsabgeordneter wird durch das nächtliche Monschau in den Tod gejagt und wer hat die 19-Jährige Natalie umgebracht? Siggi Baumeister ermittelt und stößt dabei auf Geheimdienste und Russenmafia, auf brutale Bauern und korrupte Bauunternehmer, auf verzweifelte Omas, exzentrische Esoteriker, betrogene Ehefrauen, schwule Ehemänner und allerlei andere schwierige Eifel-Charaktere.

Eifel-Krimis: Wer ist Siggi Baumeister?

Siggi Baumeister ist der eigenwillig brummige und alles andere als glatte Held von Berndorfs Eifel-Krimis. Wer diese Bücher gelesen und Berndorfs knarrig rauer Stimme gelauscht hat, wenn er Baumeister in seinen Hörbüchern Leben einhaucht, der kann kaum anders: Wer an Baumeister denkt, hat Berndorf vor Augen. Trägt der sympathische Romanheld doch deutliche Züge des Autors.

Wie Berndorf lebt Siggi Baumeister in einem Dörfchen in der Vulkaneifel – und zwar auch in der Heyrother Straße, wie Berndorf liebt er seinen Garten, seine Katzen, seinen Fischteich, seine Pfeife, seine Freiheit, zum Beispiel, wenn es darum geht, den lieben Tag lang in schluffigen Klamotten herumzulaufen und er liebt seine Ruhe – auch wenn die dann schnell vorüber ist, sobald die erste Leiche auftaucht. Es wird viel Kaffee getrunken. Und kein Tropfen Alkohol, denn dem haben die Beiden längst abgeschworen. Für Freunde und sonstige Gäste, die meist völlig überraschend hereingeschneit kommen und nicht selten gleich ein paar Tage bleiben, hält Baumeister aber dennoch immer ein gutes Tröpfchen bereit.

Und na klar: Auch Baumeister ist Journalist, der für große Magazine wie den Spiegel schreibt. Worüber? Natürlich über all die Morde, die in Berndorfs ansonsten erschreckend realistischer Fantasie-Eifel nun einmal begangen werden.

Wer sind die anderen Hauptfiguren in den Eifel-Krimis?

Was wäre eine Krimi-Reihe, in der man nicht mehrere Figuren lieb gewinnen kann? Auch Siggi Baumeister ist nicht alleine. Bei seinen Ermittlungen kann er sich auf seinen alten Freund, den Kriminalrat a.D. Rodenstock und dessen Frau Emma verlassen. Regen Kontakt hält Baumeister bei all den Morden auch zu dem Trierer Polizeirat Kischkewitz. Und dann wären da natürlich noch die Kater Satchmo, Willi und Paul, Baumeisters Frauengeschichten und die Koikarpfen im Gartenteich.

Was hat die Eifel mit Krimis zu tun?

Jacques Berndorf hat das Verbrechen aus der Stadt aufs Land geholt und den deutschen Regional-Krimi so hoffähig und populär gemacht. Besonders die Eifel hat es den Lesern und anderen Krimi-Autoren angetan. Vielleicht weil die mystische Landschaft mit ihren Vulkankuppen auf rauen Hochebenen, ihren tiefen Wäldern und einsamen Tälern sich bestens als Kulisse für Verbrechen eignet. Vielleicht weil Berndorfs liebenswerte, ruppig-bodenständige Eifeler beim Publikum punkten.

Hillesheim hat sich als Krimi-Hauptstadt etabliert. Dort findet man das fantasievoll eingerichtete Kriminalhaus mit Krimi-Archiv, -Buchhandlung und Café Sherlock, wo sich am Siggi-Baumeister-Tisch prima ein „schwarzer Tod“ (Espresso) trinken lässt. Nur wenige Meter entfernt kann man im Krimi-Hotel übernachten oder zu Krimi-Wanderungen aufbrechen. Natürlich gibt es auch allerlei mörderische Veranstaltungen – allen voran das bekannte Krimi-Festival Tatort Eifel.

Welche anderen Autoren schreiben noch Eifel-Krimis?

Rund zwei Dutzend Ermittler sind inzwischen in dem Mittelgebirge aktiv, darunter Herbie Feldmann, der Protagonist in den von schwarzem Humor getränkten Romanen, die Berndorfs Verleger Ralf Kramp schreibt. Auch andere Autoren haben ihre Ermittler schon in zahlreichen Bänden in der Eifel auf Spurensuche geschickt, darunter: Hubert vom Venn (Journalist Charly Nusselein), Rudolf Jagusch (Kommissar Horst Fischbach), Martina Kempff (Journalistin Katja Klein), Peter Splitt (Kommissar Kurt Laubach) oder Ulrike Schelhove (Kommissare Ilka Landwehr und Alex Stettenkamp) – um nur einige zu nennen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort