Eifeler lassen sich seltener scheiden als Paare in und um Trier

Trier · Die Zahl der Scheidungen in Rheinland-Pfalz ist rückläufig. Dies könnte daran liegen, dass Paare inzwischen intensiv abwägen, ob sie überhaupt Ja sagen. Im Kreis Trier-Saarburg ist das Scheidungsrisiko ungewöhnlich hoch.

Es war wohl noch nie so einfach, sich scheiden zu lassen, wie heute - nicht nur, weil die Ehe kein Muss mehr ist, sondern vor allem, weil viele Frauen gut ausgebildet sind und finanziell auf eigenen Beinen stehen.
Dennoch beobachten Statistiker und Soziologen einen interessanten Trend: Laut Statistischem Landesamt ist die Zahl der Scheidungen in Rheinland-Pfalz nun schon zum vierten Mal in Folge gesunken. 2011 wurden mehr als 11.000 Ehen geschieden, 2015 waren es nur noch 8835. Selbst wenn man die Scheidungen ins Verhältnis zur Zahl der bestehenden Ehen setzt, ist ein Rückgang festzustellen: 2013 trennten sich 9,9 von 1000 rheinland-pfälzischen Ehepaaren, 2015 waren es nur noch 9,4.

Der Trierer Soziologieprofessor Johannes Kopp, der viel zum Thema Scheidungen geforscht hat, erklärt diesen Trend mit dem "Aschenputteleffekt": Man überlegt gründlicher, ob und wen man heiratet. Viele Paare lebten bereits vorher zusammen und wüssten, dass sie ein gutes Team seien. Regional gibt es große Unterschiede. Ob es an der Pendelei nach Luxemburg liegt? Ein erhöhtes Risiko, dass die Ehe scheitert, haben jedenfalls Paare im Kreis Trier-Saarburg. Dort wurden im Schnitt der vergangenen drei Jahre 10,6 von 1000 Ehen geschieden - deutlich mehr als im Landesschnitt (9,7). Während Trier (9,6 von 1000) und der Kreis Bernkastel-Wittlich (9) durchschnittliche Werte aufweisen, halten Ehepaare in der ländlichen Eifel besser zusammen. Im Eifelkreis trennten sich nur 8,2 von 1000 Paaren, in der Vulkaneifel nur 8.

Laut Kopp könnten verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: In katholischen Gegenden scheide man sich seltener, das Gleiche gelte für ländliche Gebiete, wo die Menschen stärker in ihre Gemeinden eingebunden seien. Beides würde zur Eifel passen, wo Frauen, die mit ihrem Mann einen Bauernhof betreiben, zudem wohl finanziell abhängiger sind als viele Städterinnen. Hinzu kommt, dass es in der Stadt mehr Chancen gibt, neue Partner kennenzulernen. Tatsächlich sieht Kopp die Trier-Saarburger Pendelei als belastenden Faktor.

Die Prognosen für Liebende sind nicht rosig: 35 Prozent aller Ehen gehen in den 25 Jahren, die auf das Jawort folgen, kaputt. Von den Rheinland-Pfälzern, die sich Ende der 80er Jahre ewige Liebe geschworen haben, sind sogar mehr als 40 Prozent nicht mehr zusammen. Die Jugend schreckt das nicht. Studien zeigen: Partnerschaft, Ehe und Familie gehören fest zur Lebensplanung. Ob es klappt, ist eine andere Frage.

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