Eifeler Vergewaltiger: Suche dauert an

Zehn Monate nach dem größten Massen-Gentest in der Eifel haben die Ermittler den gesuchten Vergewaltiger immer noch nicht identifiziert. Die Kripo schließt inzwischen eine neuerliche DNA-Reihenuntersuchung nicht mehr aus.

Wittlich. Der Vermisstenfall Tanja Gräff, die Ermordung eines 54-jährigen Paketdienst-Niederlassungsleiters in Mehren, das mysteriöse Verschwinden eines 69-jährigen Rentners aus der Nord-Eifel oder die ermordet auf einem Parkplatz bei Schweich aufgefundene Prostituierte Simone Dewenter - vier regionale Verbrechen aus den zurückliegenden Jahren, die immer noch nicht aufgeklärt sind, und das trotz eines teils enormen Ermittlungsaufwands. Bislang nicht identifiziert und gefasst ist auch jener unbekannte Mann, der im Mai 2007 im Seiwerather Ortsteil Dürrbach (Eifelkreis Bitburg-Prüm) eine alleinstehende Frau brutal vergewaltigt hat.

Von dem Täter gibt es nur eine vage Beschreibung: etwa 40 bis 50 Jahre alt, 1,80 Meter groß, grau melierte Haare. Und: Der Mann soll den örtlichen Dialekt sprechen. Genau das ließ die Ermittler hoffen, dem gesuchten Vergewaltiger doch noch auf die Schliche zu kommen. Aus diesem Grund wurden Ende Februar vergangenen Jahres 624 Männer zwischen 25 und 65 Jahren aus den Ortschaften rund um Seiwerath zur "freiwilligen Abgabe einer Speichel-Probe" gebeten.

Die meisten angeschriebenen Eifeler folgten artig dem Aufruf der Polizei. Im Mainzer Landeskriminalamt wurden die aus den Speichel-Proben extrahierten genetischen Fingerabdrücke mit DNA-Spuren vom Tatort verglichen. Bislang erfolglos, wie der Chef der Wittlicher Kripo, Norbert Müller, gestern auf TV-Anfrage sagte. Allerdings stünden noch nähere Ermittlungen bei zehn Männern an, die die Abgabe einer Speichel-Probe seinerzeit verweigert hätten.

Kurios an dieser Aussage ist, dass sie nahezu identisch ist mit einer vier Monate zurückliegenden Äußerung des Wittlicher Kripo-Sprechers Winfried von Landenberg. "Innerhalb der nächsten Wochen" sei alles erledigt, versprach von Landenberg seinerzeit.

Es müssten Alibis überprüft und Zeugen gehört werden, begründet Kriminaloberrat Norbert Müller die weiter andauernden Ermittlungen. Zudem seien neue Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, die Überprüfungen dauerten teilweise noch an. "Die Ermittler bleiben hartnäckig", verspricht der Kripo-Chef.

Allerdings schließt offenbar inzwischen auch Müller nicht mehr aus, dass sich der bislang größte Massen-Gentest in der Eifel als Flop erweisen könnte, weil der brutale Vergewaltiger nicht unter den Getesteten war. "Dann stellt sich die Frage, ob und inwieweit zusätzliche DNA-Proben genommen werden können und sollen", sagt der Kriminaloberrat.

Wird es also womöglich im Frühjahr einen neuen Massen-Gentest in der Eifel geben? "Das muss man sorgfältig abwägen", sagt Norbert Müller, "und wenn wir das machen, dann nicht mehr in dieser Größenordnung."

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