Eifeler verletzen sich öfter, haben aber weniger Grippe

Trier · Krankheit ist nicht gleich Krankheit. Das zeigt sich bei den Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Während womöglich einem Büroarbeiter ein verstauchter Fuß weniger ausmacht und er sich nicht krankmeldet, kann die gleiche Verletzung für Briefträger eine längere Auszeit bedeuten. Die Krankenkasse Barmer GEK hat die Gründe für Krankmeldungen von Arbeitnehmern analysiert.

Trier. Rücken - das ist noch immer der häufigste Grund, warum Arbeitnehmer in Rheinland-Pfalz krankgeschrieben werden. Seit Jahren. Das belegen immer wieder Statistiken der Krankenkassen im Land. Auch die neuesten Gesundheitsreporte der Krankenkassen Barmer GEK und der Techniker Krankenkasse (TK) zeigen, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen - in diesen Bereich fällt die Diagnose Rückenschmerzen - schuld an rund zwei Dritteln der Fehlzeiten im Land sind.
Probleme mit dem Rücken


Auffällig dabei: In der Region Trier scheinen die Menschen weniger Rückenprobleme zu haben. Denn zum Beispiel in Trier gibt es fast ein Viertel weniger Krankmeldungen wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen als im Bundesdurchschnitt. Im Vulkaneifelkreis liegt die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen wegen dieser Probleme hingegen leicht über dem bundesweiten Wert. Laut TK betrug dort im vergangenen Jahr die durchschnittliche Krankschreibungszeit wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen vier Tage. Zum Vergleich: In der Stadt Trier waren es im Schnitt 2,4 Tage. Gesundheitsexperten weisen darauf hin, dass die Arbeitsunfähigkeit etwa wegen Rückenbeschwerden maßgeblich vom ausgeübten Beruf abhängt. Beschäftigte, die schwer körperlich arbeiten, etwa am Bau, in der Altenpflege oder bei der Müllabfuhr, sind besonders von Rückenschmerzen betroffen.
Ähnlich sieht es auch bei Verletzungen aus. Dazu zählen auch Verstauchungen oder Verrenkungen. Eine leichtere Fußverletzung kann bei einem Arbeitnehmer, der ausschließlich am Schreibtisch sitzt, auch ohne Krankschreibung heilen. Bei Briefträgern oder Bauarbeitern kann hingegen ein stark verstauchter Fuß einen längeren Ausfall bedeuten.
Demnach scheint es in der Vulkaneifel und in Trier-Saarburg viele Briefträger oder Bauarbeiter zu geben. Jedenfalls gibt es in den beiden Kreisen überdurchschnittlich viele Krankmeldungen wegen Verletzungen. In der Vulkaneifel sind es 20 Prozent mehr, in Trier-Saarburg fast 15 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt. In Trier hingegen liegt die Zahl 13 Prozent darunter. Eine wirkliche Erklärung für die regionalen Unterschiede kann Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer GEK, nicht liefern.
Sorge bereitet ihr, dass im Land Rheinland-Pfalz die Fehlzeiten bei Krebserkrankungen um 16,7 Prozent angestiegen sind. Bundesweit lag der Anstieg 2014 bei rund zwölf Prozent. Je 100 Beschäftigte im Land seien 85 Arbeitsunfähigkeitstage wegen einer Krebsneubildung registriert worden, sagt Kleis. Im Jahr zuvor seien es noch 83 gewesen. "Ein einzelner Krankheitsfall wegen einer Krebsneudiagnose verursachte im vergangenen Jahr eine durchschnittliche Fehlzeit von 43,3 Tagen", so die Barmer GEK-Landesgeschäftsführerin. Dabei seien die Fehlzeiten wegen neuer Krebserkrankungen ausschließlich bei den Frauen angestiegen.
Doppelbelastung bei Frauen


Der Krankenstand, also die Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit, scheint bei Frauen höher zu sein als bei Männern. So fielen laut TK berufstätige Frauen im Kreis Bernkastel-Wittlich in rund fünf Prozent der Arbeitszeit wegen Erkrankungen aus, bei den Männern waren es dort rund vier Prozent. "Hier könnte eine Doppelbelastung durch Familie und Beruf eine Rolle spielen", sagt TK-Landesgeschäftsführerin Anneliese Bodemar. Deshalb sei es wichtig, Prävention dort anzubieten, "wo die Menschen einen großen Anteil ihres Alltags verbringen" etwa in Schulen, Kindergärten und Betrieben.
Neben Rückenbeschwerden sind psychische Erkrankungen ein Hauptgrund für lange Fehlzeiten im Job. Je 100 Versicherte fielen im vorigen Jahr 322 Fehltage an, laut Barmer GEK ein Anstieg um 6,7 Prozent.
Eine einzelne Krankmeldung wegen der Diagnose psychische Erkrankung dauerte 2014 in Rheinland-Pfalz im Schnitt 46,3 Tage. Wenn Rheinland-Pfälzer krank wurden, dann fehlten sie 2014 durchschnittlich 14,3 Tage. Im Jahr zuvor war es nur minimal weniger: Da betrug die Fehlzeit 13,7 Tage. Die Barmer GEK registrierte für das gesamte Jahr 2014 rund 3,4 Millionen Fehltage und mehr als 226 000 Arbeitsunfähigkeitsfälle. Die TK-Versicherten waren im Schnitt an 15,5 Tagen krankgeschrieben, am längsten übrigens im Landkreis Kusel mit durchschnittlich 19,5 Fehltagen.

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