Ein angeklagtes Opfer und ein angekündigtes Geständnis

Trier · Turbulenter Auftakt im Prozess gegen einen Trierer, der Mitglied der Rockerbande Hells Angels ist: Zunächst legt die mitangeklagte Lebensgefährtin ein Geständnis ab, dann kündigt auch der Hauptangeklagte an, gestehen zu wollen. Verhandelt wird unter scharfen Sicherheitsbedingungen.

 Hells-Angels-Mitglieder passieren am Donnerstag auf dem Weg zum Prozess die Sicherheitsschleuse im Trierer Landgericht. TV-Foto: Friedemann Vetter

Hells-Angels-Mitglieder passieren am Donnerstag auf dem Weg zum Prozess die Sicherheitsschleuse im Trierer Landgericht. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Ein mutmaßlicher Täter, der einen Kneipengast bewusstlos prügelt, dann ein paar Tage später selbst zum Opfer wird - und nun (in zwei Wochen) als Angeklagter vor Gericht kommt. Der Kneipengast, polizeibekannt und anscheinend rechter Gesinnung, der als Provokateur gilt und sich vermutlich mit der Rockerbande Hells Angels angelegt hat. Zwei Angeklagte, miteinander verlobt, er Mitglied der Hells Angels, sie Inhaberin eines Tattoo-Studios, die ein Geständnis ablegen und ein weiteres für den nächsten Verhandlungstag ankündigen. Das ist, zusammengefasst, der Auftakt im Hells-Angels-Prozess vor dem Trierer Landgericht.
Zwangstätowierung


Die beiden Angeklagten sollen mit weiteren Hells Angels Ende Mai einen Mann im Tattoo-Studio der Frau gegen seinen Willen zwei Stunden lang festgehalten haben. Die 37-Jährige soll in dieser Zeit alle Hells-Angels-Tätowierungen des Mannes vollständig schwarz übertätowiert haben. Hintergrund: Er habe aus der Rockerbande ausgeschlossen werden sollen. Der 51-jährige Verlobte der Frau soll mit einem Komplizen eine Woche später den Mann im saarländischen Wahlen zudem noch verprügelt haben. Das Pikante daran: Das Opfer soll wiederum zwei Wochen zuvor in einer Kneipe in der Trierer Karl-Marx-Straße einen Frankfurter (45) krankenhausreif geprügelt haben. Unter anderem dafür muss sich der Mann nun demnächst vor dem Trierer Landgericht verantworten. Die 37-jährige Kosmetikerin gestand über ihren Verteidiger Thorsten Meienbrock zunächst nur, die Hells-Angels-Abzeichen an Armen und am Hals schwarz tätowiert zu haben, aber nicht gegen den Willen des Mannes. Am Mittag teilte dann der Anwalt mit, es habe sich um eine "Zwangstätowierung" gehandelt. Im Namen des nicht vorbestraften 51-jährigen Trierers kündigte dessen Verteidiger Volkhard Schreiber für den kommenden Prozesstag am Montag ein Geständnis an.
Wie es zu der Schlägerei in der Kneipe kam, konnte der bis zur Bewusstlosigkeit zusammengeschlagene Frankfurter nicht plausibel erklären. Aber offenbar hatte der 45-Jährige Kontakte zu Hells Angels und sich ein paar Stunden vor dem Zwischenfall mit einem Mitglied der Rockerbande in Trier angelegt. Bei seiner Vernehmung wurde bekannt, dass er bereits öfter in Konflikt mit der Polizei geraten war, unter anderem wegen Schlägereien und Besitzes rechtsextremer Materialien.
Etwa 20 Mitglieder des Hells Angels Charter Luxemburg, zu dem auch der 51-jährige Trierer gehört, verfolgten die Verhandlung im Sitzungsaal. Der Prozess findet unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Bei den Mitgliedern der Rockerbande handelt es sich überwiegend um Deutsche. Vor allem Hells Angels aus der Region und der Pfalz haben nach Auskunft eines Szenekenners nach der Zerschlagung der Rockerbande in Trier den Luxemburger Ableger gegründet.

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