Ein Comeback für die Sirenen?

In der Bundesrepublik fehlt es an einem flächendeckenden System für die Alarmierung der Bevölkerung. Einige Länder sind bereits selbst tätig geworden - so haben Sachsen und Bayern Förderprogramme zum Sirenenaufbau in den Gemeinden aufgelegt.

Berlin. Was tun, wenn ein Terroranschlag verübt wird, ein Störfall in einem Atomkraftwerk passiert, ein Flugzeug abstürzt oder bei einem Verkehrsunfall giftige Gase austreten? Wie informiert man bei weitreichenden Katastrophen möglichst schnell die Bürger, die davon nichts mitbekommen, die kein Radio oder Fernsehen eingeschaltet haben? Bund und Länder suchen derzeit nach einem geeigneten Alarmierungssystem "für eine schnelle und effektive Warnung der Bevölkerung mit Weckeffekt", wie aus einer parlamentarischen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervorgeht. Im Gespräch ist auch ein Comeback der Sirenen. 1990 gab es auf deutschen Dächern noch 80 000 Stück der Heuler, nach dem Ende des Kalten Krieges wurde ihre Zahl auf rund 35 000 reduziert, sofern die Gemeinden sie nicht kostenlos weiternutzen wollten. Beispielsweise für den Einsatz der Feuerwehr. Seitdem fehlt es jedoch in der Bundesrepublik an einem flächendeckenden System für die Alarmierung der Bevölkerung.Bundesregierung setzt auf "Rauchwarnmelder"

Zwar sei "derzeit" die Wiedereinführung eines Sirenennetzes noch nicht vorgesehen, heißt es in der parlamentarischen Antwort der Bundesregierung. Gleichwohl führen Bund und Länder darüber intensiv Gespräche, wie sowohl aus dem Bundes- als auch dem brandenburgischen Innenministerium bestätigt wurde. Brandenburg hat momentan den Vorsitz der Innenministerkonferenz inne. Einige Länder sind bereits selbst tätig geworden - so haben Sachsen und Bayern Förderprogramme zum Sirenenaufbau in den Gemeinden aufgelegt. Die Heultöne sollen die Bevölkerung dazu auffordern, im Notfall ihr Radio einzuschalten. Auch wegen der wachsenden Gefahr möglicher Terrorangriffe haben Bund und Länder eine Untersuchung in Auftrag gegeben, mit welchen technischen Methoden die Menschen "bei Naturkatastrophen, Störfällen oder Terroranschlägen" möglichst "zuverlässig" erreicht werden können: Geprüft wird untere anderem der Einsatz von Warn-SMS oder die Aktivierung von Radioweckern. Im Katastrophenfall wäre damit aber nicht unbedingt jeder zu erreichen. "Wir brauchen dringend eine flächendeckendes Alarmsystem", mahnt daher der Unions-Innenexperte Wolfgang Bosbach im Gespräch mit unserer Zeitung, "eine Möglichkeit wären die Sirenen." Die Bundesregierung setzt allerdings auch auf ein anderes Hilfsmittel: Sie plädiert für eine "flächendeckende Verpflichtung zur Installation von Rauchmeldern in Wohnungen", wie sie in ihrer Antwort schreibt. Solch ein System sieht vor, in Feuermelder Alarmierungschips einzubauen, die dann im Katastrophenfall aus der Distanz von den Behörden ausgelöst werden können. Diese "Rauchwarnmelder" seien bereits erfolgreich getestet worden.

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