Ein frustrierter Lehrer berichtet...

Trier · ...wie die Kürzung seiner Stundenzahl zu Unterrichtsausfall führt. Für eine Klasse fällt das Fach nun ganz flach. Andere Schüler werden früher nach Hause geschickt. Der Grund für diesen Unterrichtsausfall an einer Schule in der Region ist einem Lehrer zufolge, dass sich die personelle Ausstattung zu wenig am Bedarf orientiert.

Trier. Es ist die Geschichte eines Vertretungslehrers, der sie aus Wut und Frust an die Öffentlichkeit bringen will. Natürlich auch in der Hoffnung, es könnte vielleicht etwas bewirken. Gleichzeitig ist es eine aus Laiensicht ungewöhnliche Geschichte darüber, wie es dazu kommen kann, dass Unterricht ausfällt. Ein Unterrichtsausfall, der dem Lehrer zufolge von der Schulaufsicht akzeptiert, ja sogar gefördert wird. Da der Mann aus Angst vor negativen Folgen für seine berufliche Zukunft anonym bleiben möchte, hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) keine Möglichkeit, zu diesem speziellen Fall Stellung zu beziehen.
Die Geschichte spielt an einem Gymnasium in der Region Trier, wo der Mann, nennen wir ihn Markus Renks, ein Nebenfach wie Geschichte oder Religion unterrichtet. Seine Hoffnung, dies eines Tages als festangestellter oder gar verbeamteter Lehrer tun zu können, hat er inzwischen aufgegeben. Nicht nur, weil er einfach zu oft Vertretungsverträge unterzeichnet hat, um noch daran glauben zu können. Sondern auch, weil er inzwischen weiß, dass seine Chancen als Quereinsteiger mit Diplom statt Staatsexamen sehr gering sind. Vor wenigen Wochen war Renks - der trotz seiner Kurzverträge Klassenleiter ist - kurz davor, den Job ganz aufzugeben. Denn die Schulaufsicht hatte ihm mitgeteilt, dass seine Stundenzahl von 20 auf zwölf reduziert wird - zu wenig, um davon zu leben.

Der Rest fällt aus ...



Sein Schulleiter habe daraufhin alles unternommen, ihn zu halten. Vier von Renks Stunden werden nun aus dem Budget der Schule finanziert. Und die anderen vier? Die fallen dem Lehrer zufolge aus: Zwei Klassen haben eine Stunde weniger Unterricht. Für eine Klasse wurde das Fach ganz gestrichen. Die Schüler gehen nun einfach früher nach Hause. "Es sind zu wenige Lehrer da", sagt Renks. Der Bedarf könne nicht gedeckt werden.
Aber warum kürzt die Schulaufsicht dann die Stunden? Will sie sparen? Nein, sagt eine Sprecherin der ADD. "Wir kürzen nicht pauschal Stunden, um Geld zu sparen." Sie vermutet, ohne den konkreten Fall zu kennen, dass die Ursache darin liegt, dass der Vertretungsgrund nicht mehr existiert. Und sie trifft damit ins Schwarze. Tatsächlich hat die Kollegin, die Renks (zumindest auf dem Papier) vertreten hatte (obwohl er gar nicht das gleiche Fach unterrichtet) ihre Elternzeit beendet. Während dieser Elternzeit hatte sie weniger gearbeitet, als in ihrem Vertrag festgehalten. Renks übernahm die Stunden. Nun, nachdem die Elternzeit vorbei ist, habe sie ihre Arbeitszeit auch vertraglich reduziert. "Diese Stunden fehlen der Schule jetzt", sagt der Lehrer, der davon ausgeht, dass das aus juristischer Sicht alles völlig korrekt ist. Dennoch schüttelt er darüber den Kopf. Denn am Bedarf und an der Realität orientiere sich all das leider nicht.

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