Ein Hort für helle Köpfe

MAINZ. Die Verbindung von Sprache und kulturellem Lernen soll ein zentrales Thema der Hochbegabtenschule am Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG) werden. Von den Neuerungen wird die gesamte Schule profitieren, ist sich Schulleiter Wolfgang Hallet sicher.

Die frohe Kunde aus Mainz erreichte Wolfgang Hallet einen Tag vor dem Start in den Urlaub: Das AVG hat das Rennen um die Hochbegabtenschule in Trier gewonnen. Neben Hallets Schule hatten sich das Hindenburg-Gymnasium, das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (beide Trier) und das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (Schweich) als Standort beworben. Die Auswahlkommission habe unter sehr guten Konzepten das Beste auswählen müssen, sagte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) dem TV .Latein und Englisch ab Klasse fünf

"Wir hatten ein überzeugendes Konzept und haben uns trotz der starken Konkurrenz gute Chancen ausgerechnet", freute sich Hallet. Das AVG ist bereits seit Jahren Unesco-Projekt-Schule mit internationaler Orientierung, zweisprachigem Unterricht und internationalen Projekten. Damit verfügt das Gymnasium offensichtlich nicht nur nach Einschätzung seines Schulleiters über eine gute Ausgangsbasis für eine Hochbegabtenschule mit internationaler Ausrichtung. Dieser neue Zweig wird ab Sommer 2005 Klassenstufe um Klassenstufe zu einem durchgehenden Zug aufgebaut, soll aber keinesfalls zu einer Schule in der Schule werden. Durch die Anbindung wird laut Hallet auch das Gymnasium insgesamt von der Neuerung profitieren - nicht nur in Form von Cafeteria und Mittagstisch, sondern auch pädagogisch. Ein zentraler Punkt des AVG-Konzeptes: Das Erlernen von Sprachen soll in kulturell orientiertes Lernen eingebettet werden, um die kulturellen und sprachlichen Wurzeln der Region zu erforschen. Dem Fach Latein kommt dabei eine tragende Rolle zu. Latein und Englisch werden ab Klasse fünf unterrichtet, Französisch folgt ein Jahr später. Ab Klasse neun können weitere Fremdsprachen erlernt werden. Ab Klasse sieben werden Fächer wie Erdkunde und Geschichte in Englisch unterrichtet. Die Zweisprachigkeit wird in der Oberstufe weiter ausgebaut, um die Vorgaben eines internationalen Abschlusses zu erfüllen. Bereits in der Sekundarstufe I (Klasse fünf bis neun) wird durch kompakten Unterricht ein Schuljahr eingespart, damit bereits nach 11,5 Jahren das Reifezeugnis erteilt werden kann. Aufbauen kann das AVG auch auf eine umfangreiche Kooperation mit der Trierer Universität in Sprachen oder Bereichen wie Biogeographie und Medienwissenschaften. Wissenschaftlich begleitet wird die Hochbegabtenschule von dem im Aufbau befindlichen Lehrstuhl für Hochbegabtenforschung. Vorgesehen sind für die Schüler auch verbindliche Praktika in sozialen Einrichtungen und im wissenschaftlichen Bereich. Hallet erwartet Anmeldungen für den neuen Zweig nicht nur aus der Region, sondern auch aus dem Saarland und Luxemburg. Weit überdurchschnittlich Begabte gibt es nach Erfahrung des Pädagogen in fast jeder Klasse, doch all zu oft verstecken sich diese Schüler, oder das außergewöhnliche Talent wird nicht erkannt. An der Hochbegabtenförderung in Trier wird sich nach Angaben Ahnens auch die Nikolaus-Koch-Stiftung mit einem Beratungszentrum und der Errichtung eines Internats beteiligen. Die Trägerschaft soll jeweils das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) übernehmen. Nach den Sommerferien wird sich eine Planungsgruppe aller Beteiligten zur Umsetzung des Gesamtprojektes konstituieren.

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