Ein pragmatischer Präsident

"Träumen darf man!" Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Trier (IHK), Peter Adrian, zeigt sich beim Redaktionsbesuch im TV sowohl als moderater Front-Mann der Kammer als auch als Realist. Denn dem Eingangsstatement folgt die Einschränkung: "Aber bezahlen muss man es auch können."

Trier. Moselaufstieg, Flugplatz Bitburg oder auch Trier als Stadt am Fluss - Peter Adrian, seit Dezember IHK-Präsident, macht nicht den Eindruck, als wolle er den vielen großen Visionen hinterherhecheln. Er ist ein Pragmatiker. Seit gut einem halben Jahr führt der Chef der Trierer Projektentwicklungsgesellschaft Triwo auch die Interessenvertretung der Wirtschaft und sieht deren Aufgaben ganz klar skizziert: "Wir sind das Sprachrohr für gut 25 000 Unternehmen in der Region", sagt Adrian. Klarer Auftrag für die Kammer

Dabei sei es Aufgabe der Kammer, den Mitgliedsbetrieben als Dienstleister zur Verfügung zu stehen, aber eben auch die Meinung der Wirtschaft zu formulieren und gegenüber der Politik einzufordern. Dies funktioniere gut, wie etwa bei den neuen Denkmalschutzbestimmungen, die nicht praktikabel seien und nun neu diskutiert würden, oder etwa auch mit der "Wunschliste", die die IHK Triers OB Klaus Jensen zum Amtsantritt vorgelegt habe. Dass gelegentlich nicht alles ganz optimal laufe, räumt auch der neue IHK-Präsident ein, als er auf die Nominierung der neuen Baudezernentin in der Stadt Trier angesprochen wird. Doch für Adrian ist das Schnee von gestern. "Nun gehe es darum, die Region gemeinsam weiterzubringen." Dabei rechnet Adrian nach guter alter Kaufmannsmanier Plus und Minus gegeneinander auf und fällt so sein Urteil: Etwa bei der Verkehrsanbindung: "Der Moselaufstieg wäre für die Region eine gute Sache. Aber ganz realistisch werden zunächst wohl andere Projekte umgesetzt." Er nennt an erster Stelle den Lückenschluss A 1, den Hochmoselübergang, die Verkehrsanbindung nach Luxemburg und auch die Pläne einer neuen Moselbrücke in Höhe des luxemburgischen Hafens Mertert nach Temmels hinüber.Auch zum Flugplatz Bitburg hat Adrian schon seine Rechnung aufgemacht. "Dort braucht man die Genehmigung zum Instrumentenlandeflug, sonst ist kein Industrieflughafen möglich." Die Kammer werde das Vorhaben weiter unterstützen. Gleichzeitig sieht er aber auch große Unsicherheiten. "Normalerweise entwickelt sich ein Flughafen nach dem Bedarf, den es gibt. In Dortmund beispielsweise gab es zuerst eine Gras-Landebahn, bei steigender Nachfrage hat man dann den Flughafen immer weiter ausgebaut." Nur "kleine Lösung" an der Mosel möglich

Und in den Visionen von Peter Adrian ist auch für die große Lösung "Trier - Stadt am Fluss" kein Platz. "Eigentlich müsste man die Moseluferstraße in einen Tunnel legen, damit Trier sich richtig am Fluss entwickeln kann. Kölns Altstadt ist ein schönes Beispiel. Doch das ist in Trier nicht zu bezahlen." Was bleibt, sind kleinere Lösungen, etwa die Aufwertung von Zurlauben, die für Adrian aber auch viel Charme haben. Die Nähe zu Luxemburg ist für den IHK-Präsidenten eine gute Chance, um Trier als Einzelhandelsstadt weiter zu entwickeln: "Anfahrt, Parken und Angebot müssen stimmen, dann kommen die Käufer aus Luxemburg. Doch zurzeit stehen die ja meistens an der Bitburger im Stau." Klare Sache für den IHK-Chef: "Hier muss sich was tun."Und auch in Reihen der Kammer verspricht Adrian frischen Wind. "Wir wollen, dass die Regionen Bitburg, Wittlich, Daun, Gerolstein besser eingebunden werden." Dies werde die Kammer mit weiteren gezielten Veranstaltungen vor Ort versuchen. Es gebe in der gesamten Region herausragende Unternehmen. "Diese wollen wir noch stärker in die Kammerarbeit einbinden." Gelegenheit bietet sich schon bald: Denn mit dem Ausscheiden von Vizepräsident Axel Simon (Bitburg) und Präsident Wolfgang Natus (Trier) sind derzeit zwei Vorstandsposten vakant.

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