Eine Frage der Leere

MAINZ. Die Einwohnerzahl von Rheinland-Pfalz schrumpft. Was sich bislang im Bereich von wenigen Tausend bewegt, wird sich in den Jahren 2010 bis 2015 vermutlich deutlich beschleunigen. Doch selbst die Statistiker wissen nicht, ob es 2050 eine Million weniger Landeskinder gibt – oder nur wenige hunderttausend.

Die Alterung der Bevölkerung nimmt merklich zu, gleichzeitig geht wegen der anhaltend niedrigen Geburtenrate die Einwohnerzahl drastisch zurück: Rheinland-Pfalz steht in den nächsten Jahrzehnten vor gravierenden Umbrüchen - so sich an den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen nichts Grundlegendes ändert. Vor vier Jahren versetzte der damalige Präsident des Statistischen Landesamtes die Politiker in Erschrecken. Bleibt es bei der Geburtenrate von durchschnittlich 1,4 Kinder pro Frau, wird es in 100 Jahren nur noch 1,4 statt vier Millionen Rheinland-Pfälzer geben, ließ Klaus Maxeiner in einer ersten umfassenden Vorausschau auf die Bevölkerungsentwicklung wissen. Ein Absinken der Einwohnerzahl auf unter drei Millionen im Jahr 2050 galt als wahrscheinlich. Genau so wie der Verlust von rund 30 Prozent der Bevölkerung in besonders betroffenen Gebieten wie der Westpfalz.

Das Erschrecken war so groß, dass zwei Jahre später nur noch die "mittlere" Berechnungsvariante der Statistiker als realistisch dargestellt wurde: Vorausgesetzt, die Geburtenrate bleibt gleich, die Lebenserwartung steigt bis 2030 um vier Jahre, und jährlich kommen 5000 Menschen zusätzlich ins Land, sinkt die Einwohnerzahl bis 2030 auf 3,7 und bis 2050 auf 3,3 Millionen.

Dies klang zwar etwas moderater. Doch auch diese Modellrechnung offenbart bereits Schwachstellen. Gab es in den 90er-Jahren durch den Fall des Eisernen Vorhangs noch im Schnitt 40 000 Zugezogene im Jahr, was die rheinland-pfälzische Einwohnerzahl überhaupt erst über die vier Millionen trieb, hat sich der Wanderungsüberschuss 2005 auf gerade noch 8000 Menschen verringert. Die Tendenz geht weiter stark nach unten. Im ersten Halbjahr 2006 waren es sogar nur noch 1300.

Mit seiner mittleren Berechnungsvariante kommt das Statistische Landesamt bis 2015 noch zu einem vergleichsweise geringen Bevölkerungsrückgang von landesweit knapp drei Prozent. Bis zum Jahr 2050 steigt der Schwund jedoch auf bis zu 20 Prozent. Demnach soll das Minus für die Landkreise Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm und die Stadt Trier zwischen 15 und 20 Prozent liegen, für den ohnehin dünn besiedelten Kreis Daun bei unter 15 Prozent. Dagegen ist für den Kreis Bernkastel-Wittlich ein Verlust von 20 bis 25 Prozent vorausberechnet.

Doch ob am Ende tatsächlich die Modellrechnung Realität wird, lassen auch die Statistiker offen. Ihre Rechnungen seien Orientierungshilfen, um sich auf mögliche Entwicklungen einzustellen, sagte der Präsident des Landesamtes, Jörg Berres. Über ihre Eintrittswahrscheinlichkeit sei damit nichts ausgesagt.

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