Eine Lobby für die Pflege

Mainz · Gemeinsam ist man stärker: Wenn die rheinland-pfälzische Pflegekammer am 1. Januar 2016 endlich Realität ist, entsteht mit 40 000 Mitgliedern die größte Heilberufekammer in Rheinland-Pfalz.

Mainz. Die Pflegekammer in Rheinland-Pfalz wird Anfang kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen. "Damit haben die Pflegekräfte endlich eine kraftvolle Lobby", meint David Dietz, seit wenigen Tagen Mediensprecher der neuen Institution auf dem Feld der Sozialpolitik. Dietz sorgte jüngst als FDP-Kreisvorsitzender in Mainz für Furore, weil er auf eine Kandidatur für ein Abgeordnetenmandat im Landtag verzichtete. Doch der junge Familienvater, in liberalen Kreisen einst ein Hoffnungsträger im Land, hat derzeit andere Prioritäten. Neben der Parteiarbeit will er sich im Beruf sozial engagieren, nun eben als Sprecher der Pflegekammer.
Die Standesvertretung der Pflegefachkräfte befindet sich derzeit im Aufbau - als bundesweiter Vorreiter. Für den Herbst ist die erste Vertreterversammlung angesetzt, eine Art Kammer-Parteitag. Dann sollen Vorstand und Präsidium gewählt werden. Nach und nach nimmt die Kammer also Konturen an. Sie soll künftig ein Instrument der Selbstverwaltung sein: Es regelt die Berufsordnung, definiert ethische Standards, kümmert sich um Qualitätsvereinbarungen, organisiert Weiterbildung, berät in Fach- und Rechtsfragen. Ihr größtes Anliegen ist bei alledem aber in erster Linie, dass alte und gebrechliche Menschen in Rheinland-Pfalz auch in Zukunft gut versorgt werden.
Entscheidend ist für Dietz, dass die Pflegekräfte nicht weiter politisch über den Tisch gezogen werden, wie es seiner Ansicht nach häufig vorkam. "Zwischen 2007 und 2010 erfolgten die Sparrunden in den Krankenhäusern immer zulasten der Pflegekräfte", ist sich der liberale Kommunalpolitiker sicher. "Die Kammer wird daher als starke Interessenvertretung gebraucht." Sonst würden die Pflegenden auch zukünftig im Vergleich zu den Ärzten regelmäßig den Kürzeren ziehen.
Der Gründungsausschuss der Pflegekammer schaut gespannt darauf, wenn demnächst die generalistische Pflegeausbildung kommt. Die drei Pflegefachberufe "Altenpflege", "Gesundheits- und Krankenpflege" und "Gesundheits- und Kinderkrankenpflege" werden zusammengeführt. "In Rheinland-Pfalz müssen sich die Fachschulen entsprechen umstellen", sagt Dietz. Interessant wird es auch, wenn die Pflegekammer in Berlin bei den großen Gesundheitsrunden am Tisch sitzt. Dann werde sich zeigen, was die neue Lobby für ein Gewicht hat, heißt es in Mainz.

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