Einig und schweigsam
Die deutschen Bischöfe haben sich auf einen konkreten Entschädigungsbetrag für Missbrauchsopfer geeinigt. Über die Höhe schweigen sie sich aber weiter aus. Da es keine Fondslösung geben soll, dürfte jeder Bischof die Opfer aus seinem Bistum entschädigen.
Trier. "Sie ziehen alle an einem Strang - aber in verschiedene Richtungen." So hat ein katholischer Priester aus dem Bistum Trier einmal wenig freundlich das Prozedere bei den regelmäßigen Treffen der 27 deutschen Bischöfe beschrieben. Dass es von dieser ungeschriebenen Regel zumindest Ausnahmen gibt, hat sich nun beim Thema Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer gezeigt.
Bei ihrem letzten Treffen Ende Januar haben sich die ranghohen Kirchenmänner nämlich auf konkrete Summen einigen können, wie der kirchliche Missbrauchsbeauftragte und Trierer Bischof Stephan Ackermann jetzt in einem Interview sagte. Tiefer in die Karten schauen ließ sich der 47-Jährige allerdings nicht. Man werde die Zahlen Anfang März nennen, wenn die Justiz-Arbeitsgruppe des Runden Tischs der Bundesregierung das nächste Mal tagt.
Ackermann bestätigte allerdings, dass sich die deutschen Bischöfe am Angebot des Jesuitenordens orientieren wollten, wie der TV bereits vergangene Woche gemeldet hatte. Dann bekäme jedes Missbrauchsopfer etwa 5000 Euro. Mehrere Opferverbände, darunter auch das Aktionsbündnis der Missbrauchsopfer im Bistum Trier (Missbit), hatten die Entschädigungssumme als "viel zu niedrig" bezeichnet. "Das würden wir als Faustschlag ins Gesicht empfinden", sagte ein Missbit-Sprecher unserer Zeitung.
Nach Angaben des Trierer Bischofs soll es bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern der katholischen Kirche keine Fondslösung geben, wie etwa vom Runden Tisch "Heimkinder" beschlossen. Die Modalitäten müssten noch geklärt werden, sagt Bischofssprecher Stephan Kronenburg.
1750 Opfer bundesweit, mehr als 35 im Bistum Trier
Vieles spricht dafür, dass jedes Bistum und jeder Orden sich um seine eigenen Fälle kümmert. Die Laienorganisation "Wir sind Kirche" spricht von insgesamt 1750 Opfern und bezieht sich auf Zahlen aus den Bistümern und Orden. Wie viele Missbrauchsopfer sich bislang im Bistum Trier gemeldet haben, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Aber zu den zuletzt öffentlich genannten 35 Betroffenen seien weitere hinzugekommen, sagt Bischofssprecher Kronenburg.
Geht man von rund 50 Frauen und Männern aus, die Anspruch auf eine Entschädigung hätten, kämen auf das Bistum Trier Ausgaben von 250 000 Euro zu. Im Vergleich dazu liegt das Haushaltsvolumen des Bistums Trier bei rund 350 Millionen Euro.