Eltern fordern besseren Unterricht für ihre Kinder

Beim Landeselterntag in Saarburg haben rund 300 Eltern mit Experten über die Möglichkeiten diskutiert, wie die Unterrichtsqualität verbessert werden könnte. Auch die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) nahm daran teil.

Saarburg. Bildungsministerin Doris Ahnen stellt sich selbst ein gutes Zeugnis aus: Die Schulstrukturreform, die Haupt- und Realschulen vereint hat, sei richtig und notwendig, die Schulbuchausleihe sei ein Fortschritt und die Unterrichtsversorgung sei mit 900 neuen Lehrern besser geworden. Von Chancengleichheit, Durchlässigkeit des Schulsystems, individueller Förderung spricht die Ministerin vor den rund 300 Teilnehmern des Landeselterntages im Schulzentrum in Saarburg.

Doch die Realität in den Schulen, wie sie die Eltern erleben, scheint eine andere zu sein. Immer wieder ist bei den Teilnehmern des Elterntags von Unterrichtsausfall, mangelnder Förderung und Angst vor falscher Schulwahl die Rede. "Mehr Mut" fordert der im September gewählte Vorsitzende des Landeselternbeirats, Rudolf Merod aus Trier, von der Ministerin. "Jedes unserer Kinder ist es wert, individuell gefördert zu werden", sagt der sechsfache Vater. Er hält es für sinnvoll, die Kinder in den ersten beiden Grundschulklassen generell von zwei statt einem Lehrer betreuen zu lassen.

Auch der Koblenzer Sozialwissenschaftler Stefan Sell fordert ein Umdenken bei der Unterrichtsqualität. "Wer für das Leben erziehen will, muss das Leben kennen", lautet seine Kernthese. Seiner Ansicht sollten Lehrer, bevor sie unterrichten, ein Jahr in anderen Berufen arbeiten. Sell, der vor seiner Hochschullaufbahn Krankenpfleger war, spricht sich ebenso dafür aus, dass die Lehrer von Schülern, Kollegen und unabhängigen Experten regelmäßig überprüft werden. Eine weitere provokante These des Sozialwissenschaftlers: Erziehung spiele in den Schulen keine Rolle, die meisten Lehrer hätten nur wenig Ahnung von Pädagogik.

Es dauere noch Jahre, bis das Bildungssystem sich verändere, glaubt Matthias Rath von der pädagogischen Hochschule im baden-württembergischen Ludwigsburg. Das System sei ein nur langsam zu bewegender Tanker; daher würden sich die nach dem sogenannten Pisa-Schock eingeleiteten Reformen frühestens in zehn Jahren bemerkbar machen. Das Land sei aber auf dem richtigen Weg, verteidigt ebenso wie Ahnen auch Staatssekretärin Vera Reis die rheinland-pfälzische Bildungspolitik.

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