Energie Energiekrise: Photovoltaik-Anlagen sind heiß begehrt und schwer zu bekommen

Trier · Um sich gegen hohe Strompreise abzusichern, wollen immer mehr Menschen eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Die rechnen sich schnell – doch die Lieferzeiten sind lang.

Energiekrise:  lange Lieferzeiten  für Photovoltaik-Anlagen
Foto: dpa/Marcus Brandt

Immer intensiver suchen Menschen in der Region Trier nach Antworten auf Energie- und Klimakrise. Sie wollen nicht nur von Gas-, oder Öllieferungen unabhängig werden, sondern am liebsten auch ihren eigenen Strom erzeugen. Genau wie bei Wärmepumpen boomt die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen. Und genau wie bei Wärmepumpen müssen Kunden viel Geduld mitbringen. „Dieses Jahr noch eine Anlage zu bekommen, ist fast unmöglich“, sagt Bernd Elsen von Elektro Elsen in Speicher. Ein gutes halbes Jahr müsse man schon kalkulieren – wenn das Wetter mitspielt. Mit ein Grund für die langen Wartezeiten: „Alle Menschen wollen autark werden“, sagt Elsen.

Neben Heizen sei Solarenergie das Thema, sagt auch Hans Weinreuter, Energie-Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Eine Umfrage habe gezeigt, dass es Menschen gar nicht in erster Linie um Wirtschaftlichkeit gehe, sondern um Unabhängigkeit.

Erik Schöller von der Schoenergie GmbH in Föhren nennt noch weitere Gründe für Verzögerungen: die Chipkrise, lange Lieferzeiten für Wechselrichter sowie der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Und Stromspeicher, die viele Menschen sich wünschen, um möglichst viel Sonnenstrom selbst zu nutzen, seien aktuell kaum zu bekommen. „Das ist noch schlimmer als bei Wärmepumpen“, sagt Elsen. Da müsse man locker ein Jahr einplanen. Module hingegen seien in zwei bis drei Monaten verfügbar.

Mit ihrem Osterpaket hatte die Bundesregierung die Einspeisevergütung erhöht, um Solarenergie attraktiver zu machen. Wer sämtlichen Strom einspeist, bekommt neuerdings bis zu 13 Cent pro Kilowattstunde. Wenn man Anlagen für den Eigenverbrauch nutzt, bekommt man 8,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde. Ob es nun daran liegt oder an all den Krisen: Die Anfragen, die Schöller erhält, haben sich seit Beginn des Jahres vervielfacht.

„Vor zehn Jahren waren Solaranlagen ein Finanzprodukt“, sagt Schöller. 20 Jahre lang habe man einen festen Satz bekommen. „Heute sind sie eine Absicherung gegen steigende Strompreise. Wir haben ja gesehen, wie schnell das gehen kann.“

Rund 17.000 Euro sollte ein Vier-Personen-Haushalt für eine Anlage einplanen. Eine Investition, die jährlich mehr als 1000 Euro Stromkosten spart und sich nach 14 Jahren amortisiert. „Je stärker die Strompreise steigen, umso wirtschaftlicher ist die Eigenstromerzeugung“, sagt Weinreuter.

Illusionen machen, sollte man sich aber nicht: Hundertprozentige Unabhängigkeit ist mit einer PV-Anlage nicht zu erreichen. Schon allein deshalb, weil die Sonne im Winter weniger scheint. Im Sinne der Energiewende mache individuelle Autarkie aber auch wenig Sinn, sagt Weinreuter. „Es geht darum unsere gesamte Stromerzeugung umzustellen und dazu brauchen wir PV-Anlagen auf möglichst vielen Dächern und auch sonstigen Flächen, wir brauchen Windanlagen, die vor allem im Winterhalbjahr eine Menge Strom liefern, wir brauchen ausgebaute Stromnetze und zentrale Speichermöglichkeiten.“

Der Weg zur ersehnten Unabhängigkeit von russischem Gas, von Kohle- und Atomstrom – er ist steinig und lang.

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