"Er wollte sein Opfer vernichten"

TRIER. Vorletzter Verhandlungstag im Totschlagsprozess gegen einen 49-jährigen Mann aus Kordel (Trier-Saarburg). Nach dem Willen von Staatsanwalt Eric Samel soll der gebürtige Pole wegen versuchten Mordes lebenslang hinter Gitter.

Manchmal kann man ein wenig Mitleid bekommen mit dem Angeklagten Andrzej C. Etwa, wenn der kräftige grauhaarige Mann mit den blau-roten Gefängnisklamotten anfängt zu schluchzen und die übers Gesicht kullernden Tränen hinter seinen beiden großen Händen verbirgt. Doch Andrzej C. weint nicht aus Scham vor seiner eigenen Bluttat, die seine Ehefrau um ein Haar das Leben gekostet hätte. Mitleid hat Andrzej C. nur mit sich selbst - und nur deshalb vergießt er ab und an Tränen. Dass seine 46 Jahre alte Ehefrau noch lebt, ist selbst für erfahrene Mediziner ein Wunder. So viele lebenswichtige Organe und Blutgefäße waren nach der frühmorgendlichen Schwert-Attacke ihres verlassenen Ehemannes geschädigt, dass ihre Überlebenschance eigentlich bei null lag. Nur beherzten Zeugen, engagierten Ärzten und einer zähen Konstitution des Opfers ist es zu vedanken, dass die Frau wieder auf den Beinen ist. "Es tut mir leid", sagt Andrzej am Freitag in seinem Schlusswort, "ich bereue das sehr, wollte doch nur mit ihr reden".Komplotte und Intrigen

Wer die bislang vier Prozesstage verfolgt hat, dem fällt es schwer, dem bulligen und oft aufbrausenden Mann zu glauben. Nicht einmal sucht er die Schuld für die auseinander brechende Ehe bei sich selbst, schiebt statt dessen Ehefrau, Söhnen, Nachbarn oder Polizisten den Schwarzen Peter zu, wittert gar Komplotte und Intrigen. Sich selbst präsentiert Andrzej dagegen als unermüdlichen Malocher, der alles getan habe, damit es der aus der DDR nach Kordel übergesiedelten Familie gut gehe. Als die Ehefrau ihn Mitte letzten Jahres wegen eines anderen verließ, brach für Andrzej eine Welt zusammen. "Er entschloss sich, das als sein persönliches Eigentum betrachtete Opfer erst sozial und schließlich körperlich zu vernichten", sagt Staatsanwalt Eric Samel. Der Angriff mit dem eigens scharf geschliffenen Schwert - von langer Hand geplant. Nach Ansicht Samels und des Anwalts der Frau, Ralf Glandien, soll Andrzej C. dafür lebenslang hinter Gitter - wegen versuchten Mordes. Einen schweren Stand haben Andrzejs Verteidiger Dieter Kalicki und Alexander Schumitz. Tenor ihrer Plädoyers: Ein Tötungsvorsatz sei nicht nachweisbar. Andrzejs wiederholt ausgestoßene Drohungen ("Wenn du mich wegen eines anderen verlässt, bringe ich dich um") - "dumme Sprüche" (Schumitz). Das Strafmaß: maximal sechs Jahre wegen gefährlicher Körperverletzung. Wie lange der Kordeler hinter Gitter muss, entscheidet das Gericht am Montagmittag.

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