Erfüllte Wünsche und geplatzte Hoffnungen

Die Autobahnen und die Region Trier: Das ist nicht unbedingt eine klassische Liebesgeschichte. Lange machten die großen Verkehrsachsen eine weiten Bogen um Eifel und Moselland.

 Ein Trierer mit großen Visionen in Sachen Verkehr: Staatsminister Heinrich Holkenbrink. Foto: Stadtarchiv Trier

Ein Trierer mit großen Visionen in Sachen Verkehr: Staatsminister Heinrich Holkenbrink. Foto: Stadtarchiv Trier

Trier. Die Geschichte der Autobahnen in der Region Trier beginnt mit der Nazi-Zeit. Die Streckenverbindung Trier-Kaiserslautern wurde Mitte der 1930er Jahre mit besonderer Priorität versehen.
Es gab umfassende Planungen, unter anderem für eine Autobahn Trier-Straßburg, aber auch für eine Verbindung der A 1 durch die Eifel bis nach Trier. Verkauft wurde das als Infrastrukturmaßnahme für die Region, gedacht war es eher zur Unterstützung der europäischen Großmachtpläne, die damals in Berlin geschmiedet wurden.
So recht in die Gänge kam die Realisierung durch den Kriegsbeginn 1938 aber nicht. Dennoch ließ die Hitler-Regierung an verschiedenen Stellen, etwa in der Pfalz, kleinere Streckenteile bauen, um der Bevölkerung Fortschritte zu suggerieren. In der Region Trier gab es eine solche Strecke bei Hasborn - ein kurzer, einspuriger Abschnitt. 34 luxemburgische Juden waren dort als Zwangsarbeiter eingesetzt, für sie hatte man in Greimerath ein Lager eingerichtet.
Von einem Netz konnte allerdings nicht einmal ansatzweise die Rede sein. Dessen Auf- und Ausbau wurde auch in der Nachkriegszeit wieder auf die lange Bank geschoben - andere Strecken waren der jungen Bundesrepublik wichtiger. Es dauerte bis in die 1970er Jahre hinein, bevor sich etwas änderte. Der Nachholbedarf war groß, als der Trierer CDU-Politiker Heinrich Holkenbrink 1967 zunächst Verkehrs-Staatssekretär und vier Jahre später auch - Minister wurde. Ein Mann mit der Vision großer Verkehrsachsen, vom denen er zumindest einige realisieren konnte.
1972 wurde die Autobahnverbindung A 1/A 48 Trier-Koblenz hergestellt - der Schlüssel für jegliche wirtschaftliche Weiterentwicklung der Region in der verkehrsintensiven Wachstumsphase der Republik. In die andere Richtung ging es ab 1976 weiter, mit der sukzessiven Fertigstellung der A1-Verbindung nach Saarbrücken und via A 62 auch nach Kaiserslautern.
Ende der 80er Jahre gab es einen weiteren Meilenstein: Mit der deutschen A 64 und der luxemburgischen Autoroute 1 entstand eine Verbindung zwischen den Städten Trier und Luxemburg, ohne die die explosionsartige Entwicklung der Pendlerströme kaum denkbar gewesen wäre.
Auf der Agenda der Region stehen allerdings ebenso viele geplatzte Träume wie realisierte Straßen. Der Moselaufstieg von Konz über Igel, die "europäische Magistrale" von Wittlich bis zur belgischen Nordseeküste, die "Meulenwald-Autobahn" als Trierer Nordumfahrung und Verbindung von der A 64 bis zur A 1: Alle diese - oft mit großem Aufwand verfolgt - Pläne blieben Makulatur. Nicht zuletzt, weil mit der deutschen Wiedervereinigung 1989 die Verkehrs- und Geldströme plötzlich Richtung Osten flossen. Aber auch, weil es keine klaren Prioritäten in der Region gab: Man wollte alles, und das möglichst sofort.
Die größte Wunde im Verkehrs-Organismus ist bis heute der immer noch fehlende Lückenschluss der A 1. Er steckt seit Jahrzehnten in quälend langsamen Umsetzungsprozessen fest, immer wieder von wechselnden politischen Rahmenbedingungen und zunehmenden Finanzierungsproblemen gebremst. Derzeit steht wieder mal ein Prüfverfahren auf der Agenda - ein Kompromiss in der rot-grünen rheinland-pfälzischen Landesregierung.
Happy End für die Moselbrücke


Ein Happy End scheint zumindest einem jahrelang umstrittenen Groß-Projekt beschieden: dem Hochmoselübergang, der den Weg zwischen der A 1 und der A 61 erheblich verkürzen soll. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Autobahn.

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