"Erhard hat Marx besiegt"

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (62) hat Sympathie für das in der Region Trier geplante Pilotprojekt, das den Gelben Sack überflüssig machen könnte. "Es gibt bei der Entsorgung Einsparpotenziale", sagte Glos gestern Abend am Rande der HWK-Meisterfeier dem TV.

Trier. Kommt es in der Region Trier im nächsten Jahr zum geplanten Pilotprojekt, bei dem der Abfall aus den grauen Tonnen und der Inhalt der Gelben Säcke getrocknet und anschließend nachsortiert werden soll, können sich die Verantwortlichen des Zweckverbands Regionale Abfallwirtschaft der moralischen Unterstützung des Bundeswirtschaftsministers gewiss sein. "Wenn der technische Fortschritt so weit ist, muss man über Alternativen reden dürfen, ohne gleich als Ketzer dazustehen", sagte der CSU-Politiker unserer Zeitung. Der Bundestag hatte erst am Donnerstag eine Reform der Verpackungsverordnung verabschiedet, auf die sich Glos und Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nach langem Streit geeinigt hatten. Sie sieht vor, dass das Abfallsystem "Grüner Punkt" vor Trittbrettfahrern geschützt wird. Der Bundeswirtschaftsminister kritisierte gestern, es gebe ein "Lobby-Netz, das das Duale System mit fast schon religiösem Ansatz" verteidige. "Wer daran rüttelt, mit dem geht man um wie früher mit Ketzern", sagte Glos dem TV. Der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft hatte kürzlich grünes Licht für das Pilotprojekt gegeben. Zuvor soll allerdings noch ein Gutachten eingeholt werden.Glos, der gestern Abend Festredner bei der Jubiläums-Meisterfeier der Handwerkskammer war, kam von einem Besuch der luxemburgischen Handelskammer. Dort hatte der Bundeswirtschaftsminister unter anderem mit Premier Jean-Claude Juncker gesprochen. "Die Luxemburger hätten gerne bessere Verkehrsanbindungen in die Region", sagte Glos und erntete dafür zufriedene Mienen bei den Kammer-Verantwortlichen. In Deutschlands ältester Stadt gastierte Glos am Freitag nach eigenen Angaben zum ersten Mal. Die Botschaft des CSU-Politikers an die Trierer: "Man möge es mir hier nicht verübeln, wenn ich sage: Wirtschaftsminister Ludwig Erhard hat über Karl Marx gesiegt."Mehr zur Jubiläums-Meisterfeier der Handwerkskammer in der TV-Montagsausgabe.

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