Es rumort am Flughafen Hahn

Lautzenhausen · Unruhige Zeiten am krisengeplagten Flughafen Hahn: Führende Unternehmer mahnen ein "tragfähiges Konzept" und eine engere Kooperation von Firmen, Flughafenleitung und Landesregierung an, um dem hoch defizitären Airport endlich wieder Rückenwind zu verschaffen.

Lautzenhausen. Frank Rott, Geschäftsführer der Wartungsfirma Haitec, und sein Finanzchef Gereon Arens wünschen sich bei den Verantwortlichen dringend mehr Leidenschaft beim Kampf um eine gute Zukunft des Hunsrück-Airports. Dies erklärten sie gegenüber unserer Zeitung. Konkret beklagen die Haitec-Manager, dass die Flughafenleitung nicht längst die Geschäftsführer aller ortsansässigen Firmen zusammengetrommelt hat, um über gemeinsame Strategien zu beraten.
Das hätte ihrer Ansicht nach auch geschehen müssen, als sich der Weggang der Frachtairline Yangtze River Express abzeichnete - ein schwerer Schlag für den Flughafen. "Vielleicht hätten wir gemeinsam eine Lösung gefunden", meint Rott. So habe man vom Weggang aus der Presse erfahren.

Mit ihrer Kritik steht die Haitec-Führung nicht alleine. Auch Markus van Wickeren, Chef des insolventen Hahn-Caterers AirRep, hat jede Unterstützung von den Hahn-Verantwortlichen vermisst. "Es wurde viel geredet - mit dem Ergebnis, dass ich mehr Miete zahlen sollte", sagt er. Der Caterer liefert bald seine Fertigprodukte nur noch an Ryanair, muss seine Küche dichtmachen und beschäftigt künftig nur noch acht statt 20 Mitarbeiter.

Arens und Rott wollen die Sache nun selbst in die Hand nehmen: Sie wollen zu Gesprächen mit den Hahn-Verantwortlichen einladen und arbeiten gerade an einer inhaltlichen Agenda. Die Manager wiederholten zudem den Vorwurf, dass zu viele Dialoginitiativen mit der Flughafenführung und der Spitze des Hahn-Aufsichtsrats ohne konkretes Ergebnis bleiben. "Das muss sich ändern", fordern sie.Neue Firmen anlocken


Haitec hat mit derzeit 300 Mitarbeitern fast die Größe der weitgehend landeseigenen Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG). Das Unternehmen will 30 Millionen Euro in eine neue Wartungshalle investieren. Die Haitec-Manager glauben, dass der Hunsrück-Airport im Herzen Europas "hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten" bietet. Wenn der Hochmoselübergang fertig ist, seien die Flughäfen in Frankfurt, Lüttich und Luxemburg nur noch eine Stunde entfernt und auch Brüssel schnell erreichbar. "Aber wir müssen auch ein Konzept entwickeln, wie wir diese Vorteile nützen", fordert Rott.

Nach Ansicht der Haitec-Manager müssen die umliegenden Flächen des Flughafens dringend entwickelt werden, um neue Firmen anzulocken. Hier lägen Pläne seit Jahren in den Schubladen. Rott kann sich nicht nur einen Luftfahrttechnologiestandort im Hunsrück, sondern auch ein großes Auslieferungszentrum für Fracht vorstellen. Immerhin bescheinigen sie dem Mainzer Innenministerium, derzeit ein offenes Ohr für ihre Bedürfnisse zu haben. Dort hilft man, Fachkräfte zu finden und Ausbildungsprogramme zu starten.

Die Koblenzer Industrie- und Handelskammer (IHK) hingegen zieht auch mit Blick auf die Landesregierung ein bitteres Fazit. Hauptgeschäftsführer Arne Rössel: "Man kann den Eindruck gewinnen, dass man den Flughafen Hahn abgeschrieben hat und die Flughafenleitung den Ball flach halten soll. Überlebenskampf geht anders."

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