"Es war wohl nicht ihr Tag"

BERLIN. Christa Thoben, Wirtschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen (NRW), hat am Rande der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin (ITB) für einen handfesten Eklat gesorgt. Am Eifel-Stand verweigerte sie ihre Unterschrift unter eine Deklaration, die das operative Geschäft der Zukunftsinitiative Eifel besiegeln soll.

"Das ist mir in den 20 Jahren, in denen ich für den Tourismus tätig bin, noch nicht passiert". Helmut Etschenberg, Aachener Kreisdirektor und Aufsichtsratsvorsitzender der Eifel Tourismus GmbH, verschlug es schlicht die Sprache. Und auch die zahlreichen Bürgermeister aus den Eifel-Kommunen waren sichtlich geschockt.Nachbesserungen angemahnt

Die helle Aufregung hervorgerufen hatte der Auftritt von NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) am ITB-Eifel-Stand in Berlin. Dort hatte die Ministerin das neue, von deutschen und belgischen Partnern aufgestellte Strategie-Papier "Zukunftsinitiative Eifel" praktisch ignoriert und erheblichen Nachbesserungsbedarf angemahnt. Die Unterzeichnung der Deklaration als Start für eine noch engere Zusammenarbeit von zehn Kreisen in NRW und Rheinland-Pfalz hatte sich die Eifeler Delegation eigentlich als Höhepunkt des Messe-Auftritts ausgesucht - doch die Ministerin schob das Papier zur Seite und verweigerte ihre Unterschrift. Helmut Etschenberg vermisste unmittelbar nach dem Eklat bei der Ministerin "jedes Gespür angesichts dieser schroffen Haltung". Besonders die Aussage von Christa Thoben, wonach die niederländische Grenze in NRW weitaus umfangreicher sei, betrachte er gegenüber den belgischen Kollegen (der ostbelgische Tourismusminister Bernd Gentges wohnte dem Kurzbesuch bei) als eine "Frechheit". "Die ganze Eifel will mich vereinnahmen, aber NRW ist ein großes Land", ging Christa Thoben auf Distanz, als ihr die Zukunftsinitiative vorgestellt wurde. Dabei kannte sie das Papier. Vor drei Monaten war das Projekt, bei dem es zum jetzigen Zeitpunkt noch keineswegs um finanziell verbindliche Zusagen geht, in Gemünd in Anwesenheit von Christa Thoben und 300 weiteren Vertretern aus Wirtschaft und Politik präsentiert worden. Am Messe-Stand empfahl die Ministerin den Eifel-Managern derweil: "Rotten Sie sich zusammen und qualifizieren Sie Ihre Projekte!" Der wenig erheiternde Besuch der Ministerin hielt die Eifelmannschaft derweil nicht davon ab, in das operative Geschäft einzusteigen.Graef spricht von "Missverständnis"

Beim Eifel-Abend in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft wurde die Deklaration von Landräten, Bürgermeistern und Wirtschaftsvertretern der zehn Kreise unterzeichnet. Während der stellvertretende Euskirchener Landrat Manfred Poth vermutet, dass der Ministerin dieser Termin lästig gewesen sei, und bemerkte, es sei wohl auch "nicht ihr Tag" gewesen, bedauerte auch der Bitburg-Prümer Landrat Roger Graef (CDU) den Auftritt Thobens. "Für mich ist es in hohem Maße bedauerlich, dass Ministerin Thoben die Erklärung nicht unterzeichnet hat", sagte er am Dienstag. Er hofft nun, "dass die dadurch aufgetretenen Missverständnisse schnellstmöglich geklärt und damit der bereits erreichte Konsens über die Zukunftsinitiative Eifel mit ihr wiederhergestellt werden kann". Christoph Heup ist Redakteur der Kölnischen Rundschau, Peter Stollenwerk bei der Aachener Zeitung.

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