Europa noch nicht in den Köpfen

TRIER. Das Schengener Abkommen von 1995 hat die politischen Grenzen in Europa aufgehoben. In den Köpfen jedoch bestehen die nationalen Grenzen weiter. Wird das in Zukunft so bleiben? Eine auf dem 55. Geographentag vorgestellte Untersuchung bei Trierer Schülern gibt Auskunft.

Eine Unterrichtseinheit für den Geographie-Unterricht an Trierer Schulen wird vorbereitet. Zum Thema "Europa in unseren Köpfen" wurden 24 Schüler einer Oberstufe in Trier befragt, welche Vorstellungen sie mit dem "Saar-Lor-Lux-Raum" verbinden. Die Ergebnisse sind kaum europakonform. Für die Zukunft ist auch von der nachwachsenden Generation nicht zu erwarten, dass sie sich bald als "Europäer" fühlen. Der Saar-Lor-Lux-Raum, der bei einem großen Teil der befragten Schüler bekannt ist, wird durchgehend nur als "Wirtschaftsraum" gesehen. Hier fährt man hin, um einen Teil seines täglichen Bedarfs zu sichern. Die Vorstellungen von der Region sind somit geprägt durch Pendlerbeziehungen nach Luxemburg. Außerdem könne man nach Aussage der Jugendlichen günstig Benzin tanken, Kaffee und Zigaretten kaufen. Die Entwicklung kultureller Aktivitäten in der Grenzregion, zum Beispiel mit Jugendlichen aus Luxemburg, sind weniger im Bewusstsein verankert. Gundula Scholz (Uni Trier), die gemeinsam mit Christiane Meyer (Uni Trier) diese Untersuchung vorgenommen hatte, äußerte sich zum Stellenwert der Ergebnisse. Eine Identität in Bezug auf "Saar-Lor-Lux" sei nicht feststellbar. "Die Schüler weisen starke lokale Identitäten auf. Sie fühlen sich zum Beispiel als Trierer, als Pfalzeler oder als Olewiger." Erklärt wird dies durch ein "subjektives Zugehörigkeitsgefühl zu einem regionalen Raum, der auch emotionale Bedeutsamkeiten aufweist." Also: wo das Gefühl vorherrscht, da ist auch Heimat. Wie die beiden Wissenschaftlerinnen betonten, sei zwar das Ergebnis der Untersuchung nicht als repräsentativ einzuschätzen, aber sie gäbe doch einen wichtigen Hinweis über die mentale Verfasstheit zum europäischen Bewusstsein in der jungen Generation. "Hier hat insbesondere der Geographieunterricht eine wichtige Funktion, um ‚Europa in den Köpfen' zu verankern", so Scholz. So seien auch die Ziele der Unterrichtseinheit auf die Schaffung eines Bewusstsein für den "Saar-Lor-Lux-Raum" ausgerichtet gewesen. Scholz: "Unsere Motivation bei der Ausarbeitung dieses Unterrichtsvorschlags war im Unterricht Chancen und Probleme in der Grenzregion aufzuarbeiten und das regionale Wir-Gefühl zu stärken." Den Schülern käme eine Funktion als Multiplikatoren zu. Sie seien die zukünftigen Träger einer europäischen Identität.

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