Billigflieger könnte abwandern Experten: Zieht sich Ryanair zurück, droht dem Hahn das Aus

Hahn/Trier · Die Iren schweigen zu möglichen Plänen. Zwar startet eine neue Airline künftig zweimal pro Woche vom Hunsrück nach Serbien. Doch Kritiker warnen: Das reicht nicht, um den Flughafen zu retten.

Billigflieger könnte abwandern: Experten: Zieht sich Ryanair zurück, droht dem Hahn das Aus
Foto: AP/Martin Meissner

Flughafenexperte Dieter Faulenbach rechnet fest damit, dass Billigflieger Ryanair „über kurz oder lang den Flughafen Hahn völlig verlässt“. Der Offenbacher prophezeit dem Hunsrück-Airport, an dem Tausende Arbeitsplätze in der Region hängen, in diesem Fall düstere Aussichten. „Das wäre das Ende des Hahn“, sagt der Flughafenplaner. Die neue Linie Air Serbia, die künftig zweimal pro Woche vom Hunsrück ins südserbische Nis fliegt, reiche nicht aus, den Hahn zu stabilisieren.

Dieser verliert seit Jahren massiv an Passagieren. An Ryanair hängen alleine rund 1,4 Millionen Fluggäste, die jedes Jahr vom Hahn starten oder am Airport landen. Mit der neuen Linie aus Serbien könnten höchstens rund 300 zusätzliche Passagiere pro Woche fliegen.

Ryanair hat in dieser Woche via Pressemitteilung angekündigt, wegen der verzögerten Auslieferung des Problemjets Boeing 737 schon ab dem kommenden Winter Flugpläne zusammenzustreichen und an manchen Standorten ganze Basen zu schließen. Man werde sich mit allen Beteiligten und den Gewerkschaften beraten. Auf TV-Anfrage, ob der Hahn von einem Ryanair-Rückzug betroffen sei, antwortete ein Sprecher bloß, man habe der Pressemitteilung „aktuell nichts hinzuzufügen“.

Christoph Brützel, Professor in Luftfahrt-Management, fürchtet: „Passagierflüge sind keine nachhaltige Strategie am Hahn.“ Er geht davon aus, dass der chinesische Betreiber HNA den Standort am Hahn im Zentrum von Europa als Transportweg behalten werde. Brächen weitere Passagierflüge weg, seien davon Hotels und Autovermietungen im Umfeld des Flughafens betroffen, glaubt Brützel.

Alexander Licht, CDU-Landtagsabgeordneter aus Brauneberg (Kreis Bernkastel-Wittlich), kritisiert dagegen das Hahn-Management: „Mir erschließt sich nicht, wie aus dem 17-Millionen-Euro-Minus an dem Flughafen ein Plus werden soll. Ich erkenne kein Konzept“, sagt Licht.

Jan Bollinger (AfD) hinterfragt Zuschüsse des Landes: „Die Auszahlung der weiteren Subventionen an den Flughafen Hahn ist nur gerechtfertigt, wenn der langfristige Betrieb des Flughafens gesichert ist. Und ohne Ryanair würde der Flughafen für den Haupteigentümer HNA zu einer Geldvernichtungsmaschine“, warnt Bollinger.

Christoph Goetzmann, Mitglied der Hahn-Geschäftsführung, wehrt sich gegen Kritik. „Spekulationen entbehren aller Grundlagen“, sagt er. Beim Flughafen sehe er mit der neuen serbischen Airline und steigender Fracht „richtige Schritte“, um den Hunsrück-Airport bis 2024 in die schwarzen Zahlen zu führen. Auch künftige Passagierflüge nach China schließt Goetzmann nicht aus.

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