Expertin: Investor will mit Flughafenkauf am Hahn Geld anlegen

Hahn · Dient der Kauf des Flughafens Hahn dem chinesischen Investor SYT nur dazu, Geld aus dem kriselnden Heimatland günstig anzulegen? Eine Wirtschaftsexpertin äußerte diese Vermutung gegenüber unserer Zeitung.

"Der wirtschaftliche Boom in China ist (vorerst) vorbei. Weil der Kurs des chinesischen Yuan in den vergangenen Monaten deutlich gefallen ist und der Währung nun erneut eine Abwertung droht, wollen Anleger ihr Geld in Sicherheit bringen. "Das motiviert zurzeit viele Unternehmen und Privatleute, Vermögenswerte im Ausland als wirtschaftliche Absicherung zu erwerben", sagt Sandra Heep, Expertin für Wirtschaftspolitik am Mercator Institut für China Studien in Berlin. Es komme daher mitunter auch zu Investitionen, "die aus rein unternehmerischer Sicht nur sehr begrenzten Nutzen versprechen". Heep: "Es könnte sein, dass auch die Investition der Shanghai Yiqian Trading Company in den Flughafen Hahn ein solcher Fall ist." Die Shanghai Yiqian Trading (SYT) soll nach dem Willen der Landesregierung den Zuschlag für den Kauf des Flughafens Hahn erhalten.

Der Vertrag mit dem chinesischen Investor wird gültig, sobald der Landtag dem Verkauf zugestimmt hat. SYT soll dann den Anteil des Landes von 82,5 Prozent am Hahn übernehmen. Das rheinland-pfälzische Kabinett hat am Dienstag das sogenannte Hahn-Veräußerungsgesetz, über das das Parlament abstimmen soll, beschlossen. Parallel dazu hat auch Hessen dem Verkauf seiner Anteile (17,5 Prozent) am Hahn ebenfalls an die SYT zugestimmt. Heute soll der Finanzausschuss in nicht öffentlicher Sitzung in Wiesbaden darüber abstimmen. China-Expertin Heep ist jedoch skeptisch, was die Ankündigungen von SYT angeht, etwa das Frachtgeschäft auf dem Hahn auszubauen. Schließlich habe der ehemals größte Frachtkunde des Hahn, die chinesische Yangtze River Express, öffentlich jegliches Interesse an einer Rückkehr in den Hunsrück bestritten.

Pfälzer bot einen Euro für den Hahn

Neben SYT hat auch die im pfälzischen Deidesheim beheimatete ADC zu den Bietern für den Hahn gehört. Geschäftsführer dieser Gesellschaft ist der ehemalige rheinland-pfälzische Staatssekretär und China-Kenner Sigfried Englert. Laut dessen Aussage beträgt das Stammkapital von ADC zehn Millionen Euro. Der Preis, den die Gesellschaft für den Hahn geboten habe, sei "der Kassenbestand Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH plus ein Euro" gewesen, sagt Englert auf Anfrage unserer Zeitung. "Angesichts des erheblichen Investitionsstaus ein fairer Preis." Er bestätigt, dass ADC einen Vertrag mit der chinesischen HNA-Gruppe hat. Zu dieser Gruppe gehört der Frachtflieger Yangtze River Express.

Allerdings sei dieser Vertrag erst nach Ende des Bieterverfahrens zustande gekommen. Darauf habe man die Beraterfirma KPMG, die den Verkaufsprozess für das Land Rheinland-Pfalz begleitet hat, hingewiesen. sagt Englert. "Wir hätten das Datum des Kaufs erst dann festgesetzt, wenn ein gemeinsamer Geschäftsplan mit HNA erstellt gewesen wäre", so der ADC-Geschäftsführer. "Denn ohne neuen und wesentlichen Umsatztreiber hat der Hahn keine Zukunft."

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