Anschlagspläne Festnahme in Rheinland-Pfalz: Querdenker und Reichsbürger wollten Lauterbach entführen und deutsches Stromnetz lahmlegen

Mainz · Reichsbürger und Querdenker planten in der Chatgruppe „Vereinte Patrioten“ die Entführung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Darüber hinaus wollten sie die Stromversorgung in Deutschland lahmlegen, um die Regierung zu stürzen. Ein Hauptbeschuldigter wurde gestern in Neustadt an der Weinstraße festgenommen.

 Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, spricht vor dem Klinikum Nordfriesland mit Vertretern der Presse. Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen eine Gruppe Männer und Frauen, die geplant haben soll, Lauterbach zu entführen.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, spricht vor dem Klinikum Nordfriesland mit Vertretern der Presse. Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen eine Gruppe Männer und Frauen, die geplant haben soll, Lauterbach zu entführen.

Foto: dpa/Axel Heimken

Mitglieder einer Chatgruppe mit dem Namen „Vereinte Patrioten“ planten Anschläge auf die Stromversorgung in Deutschland und wollten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach entführen. Nach Angaben des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz sind die Personen der Corona-Protestszene sowie der Reichsbürgerbewegung zuzuordnen. Bei einem bundesweiten Polizeieinsatz gegen die Gruppe wurde gestern auch ein 55-jähriger Hauptverdächtiger im rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße festgenommen.

Chatgruppe „Vereinte Patrioten“ plante Anschläge auf deutsche Stromversorgung

 Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer informierte am Donnerstag in Mainz über die Ermittlungsergebnisse.

Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer informierte am Donnerstag in Mainz über die Ermittlungsergebnisse.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Polizei durchsuchte mit 280 Beamtinnen und Beamten 21 Objekte in neun Bundesländern - fünf davon in Rheinland-Pfalz. Dabei stellten sie 14 Lang- und sieben Kurzwaffen, eine Kriegswaffe (Kalaschnikow), Munition im mittleren dreistelligen Bereich und Bargeld sowie Goldbarren sicher.

Die insgesamt zwölf Beschuldigten sind deutsche Staatsangehörige im Alter von 41 bis 55 Jahren. Ihnen werden unter anderem die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstöße gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen.

Waffen&Munition sichergestellt - Gruppe wollte Gesundheitsminister Karl Lauterbach entführen

Die beiden Hauptverantwortlichen suchten beim Kurznachrichtendienst Telegram nach „Gesinnungsgenossen“, wie der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer am Donnerstag in Mainz erklärte. Insgesamt 70 Personen umfasste die Gruppe. Deren Pläne sahen vor, Einrichtungen der Stromversorgung zu zerstören, um einen länger dauernden bundesweiten Stromausfall herbeizuführen. Damit sollten nach der Vorstellung der Beschuldigten bürgerkriegsähnliche Zustände verursacht und im Anschluss das demokratische System in Deutschland gestürzt werden.

Mit einer zweiten Aktion namens „Klabautermann“ planten sie zudem die Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). In einem dritten Schritt habe man neues Führungspersonal installieren und die Regierung übernehmen wollten, erklärte Brauer.

Zur Umsetzung ihrer Pläne beschaffte die Gruppe nach Angaben des Staatsanwalts Geld und Sprengmaterial. Dabei seien sie zunächst wenig erfolgreich gewesen, dann aber bei zwei Mitbeschuldigten aus Niedersachsen fündig geworden. Mit dem Geld wollte die Beschuldigten Waffen im Wert von mehr als 50.000 Euro kaufen, darunter fünf AK47-Sturmgewehre, 30 Kontaktminen und Schutzwesten. Das Waffenangebot war allerdings eine Falle eines verdeckten Ermittlers der Polizei. Nach der Übergabe eines Teils der Waffen - die Beschuldigten konnten nicht den gesamten geforderten Geldbetrag aufbringen - erfolgte der Zugriff.

Gegen die festgenommen Beschuldigten sind Haftbefehle beantragt worden. Noch am Donnerstag sollen sie dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Den Hauptbeschuldigten droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

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