Nach tödlichen Schüssen auf Polizisten in Kusel Wutanfälle und Gewaltandrohung – Ehemaliger Bäckerei-Angestellter von Andreas S. packt aus

Exklusiv · Schon vor einigen Jahren gab es Hinweise, wonach Andreas S. aus Sulzbach zu Gewalt neigen soll. Jetzt meldet sich ein ehemaliger Mitarbeiter der Bäckerei-Kette, die der mutmaßliche Todesschütze betrieb. Dabei bestätigt der junge Zeuge Angaben von früher.

Festnahme in Sulzbach nach Tod von Polizisten: "Mein Chef hatte Wutanfälle"
Foto: dpa/Harald Tittel

Er spricht von einem schwierigen Verhältnis zu Andreas S. „Er ist einfach ein komischer Mensch“, berichtet ein ehemaliger Angestellter der Bäckerei-Kette, deren Chef jetzt als mutmaßlicher Todesschütze in Untersuchungshaft sitzt. Es sei des Öfteren zu Reibereien gekommen, wenn Angestellte ihr Recht einforderten. „Zu den Kunden war er immer recht freundlich. Aber wenn es um den Lohn ging, konnte er wütend werden.“ Damit bestätigt der heute 23-Jährige Vorfälle, die Mark Baumeister 2019 als Saar-Chef der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) der SZ berichtete.

Damals habe es massive Unregelmäßigkeiten beim Gehalt gegeben. Mitarbeitende schilderten, dass Andreas S. teils mehrere Monate im Verzug gewesen sein soll. Gleichzeitig habe er während einer Versammlung in seinem Betrieb gedroht, den Laden komplett dichtzumachen, sollte die Belegschaft auf die Nachzahlung der ausstehenden Löhne beharren. Dieser Darstellung widersprach Andreas S. selbst damals auf SZ-Nachfrage. 

Heute bestätigt der junge Sulzbacher indes vieles von dem, was seine Kollegen zu jener Zeit nur hinter vorgehaltener Hand erzählten. Auch seine Freundin war damals in dem Unternehmen beschäftigt. „Sechs Monate hat sie es dort ausgehalten. Ich war nur einen Monat dabei.“ Die Situation habe er nicht länger ertragen.

So habe der junge Mann am eigenen Leib erfahren, wie wütend Andreas S. werden konnte, wenn es ums Geld ging. „Ich hatte ihn auf mein ausstehendes Gehalt angesprochen.“ Der Mitarbeiter wollte den Betrieb schon verlassen, hatte bereits gekündigt. „Da fragte er mich, ob wir vor die Tür gehen sollen.“ Andreas S., sein Chef habe ihm mit Prügel gedroht. „Ja, mein Chef hatte Wutanfälle“, legt der junge Mann nach. Ganz anders die Familie des 38 Jahre alten Sulzbachers, die die Bäckerei in der vierten Generation führte und im Ort bekannt war. Auch mit seiner Frau sei er immer gut ausgekommen.

Unterdessen sitzt ihr Mann in Untersuchungshaft. Andreas S. wird vorgeworfen, zwei Polizisten (29/24) auf dem Gewissen zu haben. Sie wurden nahe Kusel am Montag, 31. Januar, erschossen. Nach bisherigem Ermittlungsstand von Polizei und Staatsanwaltschaft deutet alles darauf hin, dass er mit einem Komplizen (32) beim Wildern aufgeflogen war und durch die Schüsse versuchte, die Tat zu vertuschen. 

Was das ausstehende Gehalt betrifft: Der ehemalige Angestellte ließ es letztlich auf sich beruhen. Die 2000 Euro, die der Bäckerei-Inhaber ihm und seiner Partnerin geschuldet habe, trieb er nicht ein. „Mir war es der Stress mit Anwälten und Gericht nicht wert.“

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